Über 300 Meter Länge, 80 Meter Breite und 40 Meter Höhe, 80 Säle und Platz für bis zu 20.000 Menschen – das Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin ist ein Denkmal der Superlative. Von 1973 bis 1979 nach Plänen von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte im Auftrag des Landes Berlin errichtet, war das ICC seinerzeit nicht nur „Schaufenster des Westens“, sondern auch eine Landmarke West-Berlins. Erst nach weitreichenden fachlichen Protesten wurde das 2004 geschlossene ICC 2019 unter Denkmalschutz gestellt. Doch bislang wartet der Großbau – abgesehen von künstlerischen Interim-Projekten – weiterhin auf eine neue Nutzung. Sogar über einen Abriss des Wahrzeichens wurde laut nachgedacht, denn allein die kontrollierte Stilllegung der 28.000 Quadratmeter großen Nutzfläche kostet jedes Jahr hohe Beträge.
Mit der Zeit hat sich die Inkunabel, die gerne mit einem gelandeten Raumschiff verglichen wird, jedoch zu einer beliebten Kulisse für Musikvideos und Hipsterfotograf:innen entwickelt. Vor allem in den weitläufigen Innenräumen entpuppt sich das ICC als Gesamtkunstwerk. Für das markante Leitsystem etwa zeichnete der Lichtkünstler Frank Oehrings verantwortlich. Diesen besonderen Blick auf die (bau-)künstlerischen Details des ICC zeigt die Künstlerin und Fotografin Zara Pfeifer, die in Berlin und Wien arbeitet, nun in einem Bildband im Jovis-Verlag. Ihre Impressionen werden ergänzt durch einen Text des Architekturjournalisten Florian Heilmeyer, denn dieser einzigartige Schwebezustand, die Zeitkapsel ICC, verdient es, festgehalten werden. (kb, 10.12.22)
Zara Pfeifer: Berlin, ICC (Bild: Zara Pfeifer, Buchcover, Detail)