In Potsdam bäumen sich die Freund:innen des Staudenhofs noch einmal auf, denn der Abriss des ostmodernen Bauwerks rückt immer näher. Lange wurde um das Schicksal der Anlage gerungen, immerhin handelt es sich um 183 Wohnungen in klassischer WBS 70-Manier. Die Abrissgegner:innen vermuten, dass die Kommune wenig Wertschätzung für das Konzept der DDR-Zeit hat und so die Anlage aktiv vernachlässigt, um durch Neubau rasch Fakten zu schaffen. Immerhin ist Potsdams Mitte mit dem Alten Markt und der klassizistischen Nikolaikirche schon seit Jahren im Blick der Rekonstruktivist:innen. Auch bei der nahegelegenen Fachhochschule hatte man den Abriss am Ende nicht verhindern können. Und am Staudenhof bröckelte der Widerstand der Mieter:innen, viele sind schon ausgezogen. Der Abriss wird seit 2009 diskutiert, die Umsetzung wurde im April für Mitte 2023 angekündigt, der Neubau an dieser Stelle soll von 2026 bis 2028 entstehen.

Teile des durchgrünten ostmodernen Ensembles – entstanden 1977/78 nach Entwürfen von W. Berg, H. Görl, H. Berndt, Chr. Roehl und Jürgen von Woyski – sind bereits gefallen, als die zugehörige “Erholungszone” der Rekonstruktion der Kaiserstraße weichen musste. Dabei ist der Staudenhof aktuell mit viel Leben gefüllt: Am 13. September 2022 etwa können sich Interessierte ab 13 Uhr im dortigen Quartierstreff, der im Wohnblock seit 2018 aktiv ist, zum “Kaffeeklatsch” zusammenfinden. Hintergrund ist “Grubiso”, ein Projekt der Volkshochschule für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten. Aktuell sind hier ukrainische und afghanische Flüchtlinge untergebracht, die Anlage wird also gebraucht und genutzt. Zudem, so die Aktivist:innen, sei Abriss nicht mehr vertretbar, wenn man den Klimaschutz ernst nehme. Die Plattenbauten seien, rechne man ehrlich, mit geringen Kosten wiederherzurichten. Ob man den Abriss ganz verhindern oder erst einmal ‘nur’ verzögern will, wird in der Runde noch diskutiert. (kb, 29.8.22)

Potsdam, Staudennhof mit Blick auf die Nikolaikirche (Bild: kultur-fuer-jeden.de)

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