Wenn ein Ulrich Brinkmann nach Italien reist, ist das Ende absehbar: Er fügt seiner umfangreichen Postkartensammlung, die er seit jungen Jahren aufgebaut hat, eine neue Facette hinzu. Zum Glück teilt der Architekturjournalist seine Entdeckungen mit allen Interessierten, indem er die besten Stücke für Ausstellungen und Bücher zusammenstellt. Mit seinem Auftakt unter dem Titel “Achtung vor dem Blumenkübel” zu deutschen Fußgängerzonen weckte er bei vielen Leser:innen nicht nur nostalgische Erinnerungen, sondern auch einen neuen Blick auf die kurze analoge Grußbotschaft. Insgesamt plant Brinkmann im Verlag Dom Publishers sechs Bänden zu architekturbezogenen Postkarten zwischen 1949 und 1989: drei zu den beiden deutschen Staaten, drei zu Regionen in Italien.

Schon seit 2008 führen ihn längere Aufenthalte und Stipendien immer wieder in der Malerlandschaft der römischen Campagna. Und seine hier aufgestöberten Postkarten zeigen eben nicht die Sonnenuntergang und Eselskarren, sondern vor allem die nachkriegsmodernen Seiten zwischen Staudamm und Industriegebiet. Wegen seiner Höhlensiedlungen wurde das süditalienische Matera gerne von Tourist:innen besucht. Die ländliche strukturschwache Region wurde ab den 1950er Jahren staatlicherseits einer “Modernisierung von oben” unterzogen. Nun macht Brinkmann die postalischen Spuren dieser Zwangsurbanisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinem neuen Band “Matera moderna. Postkarten aus der Zeit des italienischen Wirtschaftswunders” sichtbar. (kb, 10.8.22)

Brinkmann, Ulrich, Matera moderna. Postkarten aus der Zeit des italienischen Wirtschaftswunders, Dom Publishers, Berlin 2022, 21 × 23 cm, 336 Seiten, 235 Abbildungen, Softcover, ISBN 978-3-86922-782-5 (deutsch/italienisch).

Gannano bei Matera, Basilikata, Staudamm (Bild: Di Giulio Teresa/Foto Orlando, Policoro)

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