Ende 2021 begann nach rund 20 Jahren Leerstand ziemlich plötzlich der Abriss des einstigen Verdi-Ferienheims in Kochel am See. Kurzzeitig wurden die Arbeiten unterbrochen, zuletzt hatten der Architekt Heiko Folkerts und die Kochler Bürgerin Almut Büttner-Warga mit einer Petition für den Erhalt (unterzeichnet unter anderem von Winfried Nerdinger) an den Bayerischen Landtag gewandt. Dies war nach mehreren abschlägigen Bescheiden des Denkmalschutzes die letzte kleine Hoffnung. Doch nun sind die Abrissarbeiten wieder aufgenommen worden, und es prangt mittlerweile eine Lücke im geschwungenen Bau – somit ist klar, dass es endgültig keine Rettung mehr gibt. Nach dem Verstärkeramt (1926/27) fällt in der oberbayerischen Gemeinde innerhalb kurzer Zeit ein zweites bedeutendes Zeugnis des Neuen Bauens. Vielleicht geht die “Goldene Abrissbirne“, der (Anti-) Preis des Deutschen Kunsthistorikerverbands, gleich wieder nach Kochel: Schon für den Abriss des Verstärkeramts wurde er verliehen, das Verdi-Ferienheim ist erneut heißer Kandidat.

Der Landesdenkmalrat Bayern hatte im Februar beschlossen, das 1930 nach Plänen des Architekten Emil Freymuth errichtete einstige “Ferienheim für Arbeiter, Beamte und Angestellte von Staat und Gemeinden” nicht unter Ensembleschutz zu stellen. Das 50-köpfige Gremium, das dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt ist, hatte sich der Einschätzung des Landesamts für Denkmalpflege angeschlossen, das bereits im Jahr 2011 gegen die Aufnahme des Gebäudes in die Denkmalliste votierte. Auf dem 1,4 Hektar großen Areal am Ufer des Kochelsees plant eine Straubinger Projektentwicklungsgesellschaft ein Hotel und Ferienwohnungen. Das Bauhaus-Jahr 2019 liegt gefühlt eine Ewigkeit zurück. Und die Ressource “Graue Energie” scheint angesichts des bundesweiten Abrisswahns zum Muster ohne Wert verkommen … (db, 24.3.22)

Kochel, Verdi-Veim 2022 (Bild: Christine Weikert)

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