Die „Königsberger Straße“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg nahe Hamburg ist am Wochenende endgültig eingeweiht worden. Als letztes Gebäude steht nun auch das Flüchtlingssiedlungshaus mit Stall den Besucher:innen offen – eingerichtet wie anno 1963. Zeitgleich mit dem Gebäude hat man auch den Retro-Kinderspielplatz zugänglich gemacht. Der Zeitschnitt „1949-1969 – Dorfleben in der jungen Bundesrepublik“ wird fortan mit der „Königsberger Straße“ dargestellt, sie repräsentiert den Dorfalltag in der jungen Bundesrepublik von den 1950er bis in die 1970er Jahre. Zu sehen sind neben dem Flüchtlingssiedlungshaus (dem auch der Sehnsuchtsort-Name “Königsberger Straße” angepasst ist) ein rekonstruiertes Siedlungsdoppelhaus mit Ausstellung zur regionalen Nachkriegszeit, eine Gasolin-Tankstelle im Schnitt der 1950er Jahre, eine Ladenzeile mit sechs Geschäften sowie ein Quelle-Fertighaus inklusive der originalen Einrichtung aus den späten 1970er Jahren. Das Straßenbild wird ergänzt durch eine typische gelbe Telefonzelle mit Briefkasten; Kinderspielplatz, Bushaltestelle, historischer Straßenbeschilderung sowie zeittypischen Gemüsegärten.
Die “Königsberger Straße” ist freilich kein verklärender Rückblick auf die Dorfidylle der Wirtschaftswunderzeit, sondern die Auseinandersetzung mit der sozial- und Zeitgeschichte der Region – und insbesondere ein Blick auf die bundesdeutsche Flucht- und Einwanderungsgeschichte: In der Nachkriegszeit wurde in Niedersachsen ein Siedlungsprogramm zur Wohnraumversorgung und Integration von etwa 1,85 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten begonnen, das innerhalb weniger Jahre das Antlitz vieler Ortschaften völlig veränderte. Um die auch für den Landkreis Harburg prägende Phase baulich und kulturgeschichtlich zu fassen, ist im Museum ein Straßenzug mit Gebäuden entstanden, die als Ausdrücke ihrer Entstehungszeit die Geschichte der jungen Bundesrepublik erzählen. Gefördert wurde das Projekt unter Leitung von Thea Boerma-Pahl und Zofia Durda unter anderem vom Land Niedersachsen, dem Landkreis Harburg und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. (db, 28.6.23)