Alle reden von der Klimakrise. Mit energietechnisch besonders gutem Beispiel wollen in diesen Zeiten die Stadtwerke Bayreuth vorangehen und eine CO2-neutrale Fernwärmeerzeugung für die Innenstadt realisieren. Hierfür sollen Luft- und Erdwärmepumpen in einem neuen, citynahen Heizkraftwerk sorgen. Der Haken: Nach dem Plan der Stadtwerke soll das Kraftwerk anstelle des 1927-29 errichteten Stadtbads gebaut werden, das folglich abgerissen werden müsste. Der Stadtrat sieht dies anders – die Wärmewende wird unterstützt, der Abriss abgelehnt. Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Bauske kommt es nicht in Frage, das voll genutzte Bad zu opfern, Frank Hofmann von der “Bayreuther Gemeinschaft” verwies noch einmal darauf, dass sich die Stadtwerke nach anderen Flächen fürs Kraftwerk umschauen sollten. Silke Launert von der CSU hält das Stadtbad ebenfalls für unentbehrlich, und die Initiative “Rettet das Stadtbad” hat für ein Bürgerbegehren 7.903 Unterschriften gesammelt. Initiatoren sind Manuel Friedrich, Landesvorsitzender der DLRG, Tina Karimi-Krause von der Gewerkschaft ver.di und die Bauingenieurin Anja Antoniali-Leistner. Das Bürgerbegehren wird von der DLRG, der Bayreuther Gemeinschaft, den Grünen und Unabhängigen, der SPD, ver.di und dem DGB unterstützt. Zudem steht das “Bürgerbegehren zum Klimaentscheid” hinter der Aktion. Der Stadtratsbeschluss über den Abriss wurde im Juli aufgeschoben, eine Entscheidung auf den September vertagt. Doch ausgerechnet die abrisswilligen Stadtwerke wurden beauftragt, alternative Standorte zu prüfen …

Das Bayreuther Stadtbad ist das einzige Hallenschwimmbad seiner Art, das in den 1920ern in Bayern realisiert wurde. Ungewöhnlich ist die Unterbringung der Schwimmhalle im Obergeschoss. Architekt des konservativen Baus war der Oberbaurat Hans Schmitz. Aufgrund diverser Umbauten ist das Gebäude nicht denkmalgeschützt. Integriert in den Neubau wurde seinerzeit die Exerzierhalle der markgräflichen Mainkaserne, die zur Turnhalle wurde. Die Denkmalpflegerin Yasmin Renges, die ihre Dissertation über die Bäderarchitektur der 1920er Jahre schrieb, urteilte übers Stadtbad Bayreuth: „Bei einem Abbruch würde die ganze Bäderepoche eines Bundeslandes ausgelöscht werden. Die baulichen Veränderungen, die zum Teil gattungsspezifisch und charakteristisch für das Hallenschwimmbad sind und zu dessen Nutzungserhalt beitragen – was auch von der Denkmalpflege wünschenswert ist – dürfen auf keinen Fall dazu führen, dass der Architektur ihre notwendige Unterschutzstellung versagt wird.“ Und dabei ist noch kein Wort über die Graue Energie gesagt, die ein derart paradoxer Abriss freisetzen würde. (db, 16.9.22)

Bayreuth, Stadtbad (Bild: Roehrensee, CC0)

Bayreuth, Stadtbad (Bild: Roehrensee, CC0)

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