Waren des gehobenen Bedarfs auf 8.000 qm Verkaufsfläche, verteilt über fünf Stockwerke, vom Lärm der Straße majestätisch abgeschirmt durch dunkle, hochglänzend polierte, spiegelnde Fensterbänder, die rasend schnell um die runde Ecke fließen, ganz nach dem großen Vorbild der Schocken-Kaufhäuser Erich Mendelssohns aus den 1920er Jahren: die Galeries Lafayette von Jean Nouvel in der Berliner Friedrichstraße. So viel Glas, so viel Horizontalität, so viel Dynamik und insbesondere diese hypermoderne Rundung waren nur möglich, weil der französische Kaufhauskonzern das Grundstück bereits 1991 gekauft hatte – noch bevor der damalige Senatsbaudirektor Hans Stimmann der östlichen Berliner Innenstadt seine Doktrinen aus festgelegter Traufhöhe, hohem Steinanteil an vertikal gegliederten Fassaden und Arkadengängen auferlegte. Das Luxuskaufhaus, errichtet 1993 bis 1996, gehört zu den herausragenden Bauten der 1990er Jahre in Berlin und begründete damals den geplanten Wandel der Friedrichstraße zur hochwertigen Einkaufsmeile.

Diese Zeiten sind längst vorbei. Die Friedrichstraße, die übrigens noch zahlreiche weitere interessante Bauten zwischen DDR-Postmoderne und Berliner Nachwendearchitektur aufzuweisen hat, machte in den letzten Jahren vor allem wegen des Streits um eine Umwandlung zur Fahrradstraße Schlagzeilen. Viele Läden wie beispielsweise sogar H&M haben die Straße ob der hohen Mieten bereits verlassen – und nun machen auch die Galeries Lafayette Schlussverkauf. Der Konzern zieht sich aus Berlin zurück und konzentriert sich auf den asiatischen Markt. In der Friedrichstraße wird damit der spektakuläre Bau frei für andere, beispielsweise kulturelle Nutzungen. Eine viel diskutierte Möglichkeit ist der Umzug der Berliner Landesbibliothek in das Haus. Für diese Idee machte sich im Herbst bereits Kultursenator Joe Chialo stark und fragte einen Kaufpreis beim derzeitigen Eigentümer, dem US-Konzern Tishman Speyer, an. 589 Millionen Euro würden der Kauf inkl. Umzug der Bibliothek kosten. Zu schön klingt die Idee eines Lafayette für Alle, die Vorstellung ist verlockend, in den lichtdurchfluteten Räumen unter den riesigen Glaskegeln des Lichthofes Bücher lesen zu dürfen. Für den Fall, dass es überraschenderweise anders kommen könnte, wäre es dringend ratsam, dass das Berliner Landesdenkmalamt die Unterschutzstellung der Galeries Lafayette prüft. (pk, 18.4.24)

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Berlin, Galeries Lafayette, Jean Nouvel, 1993-1996 (Bild: Pedelecs by Wikivoyage and Wikipedia, CC BY-SA 3.0, 2013)

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Berlin, Galeries Lafayette, Lichthof (Bild: Manfred Brückels, CC BY-SA 3.0, 2010)

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