Der Titel der Ausstellung “Der König ist tot, lang lebe die Königin”, die aktuell im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zu sehen ist, spielt an auf die Schachleidenschaft des Künstlers Marcel Duchamp. Mit seiner Beratung stellte die Sammlerin, Mäzenin und Galeristin Peggy Guggenheim (1898–1979), die in Venedig einst ihren legendären Palazzo mit Werken von Weltrang füllte, vor 80 Jahren in ihrer New Yorker Galerie das Projekt “Exhibition by 31 Women” auf die Beine. Wo Guggenheim sonst hinter den von ihr geförderten männlichen Malergrößen von Jackson Pollock bis Max Ernst zurückstand, rückte sie 1943 den weiblichen Blick auf die Welt in den Mittelpunkt. Zwei Jahre zog sie mit der Ausstellung “The Women” mit einem ähnlichen Fokus nach.
Gleicher Ansatz, rund drei Generationen später: In Baden-Baden zeigt die Ausstellung “Der König ist tot, lang lebe die Königin”, mit einer tiefen Verneigung vor Peggy Guggenheim, wieder Werke von 31 Künstlerinnen. Wieder will man keine gemeinsame Erzählung aufbauen, keinen roten Faden legen als diesen: den weiblichen Blick auf die Welt. Entsprechend sind Werke ab den 1980er, vorwiegend aus den 2010er und 2020er Jahren vertreten, ebenso vielfältige Kunstgattungen: Malerei, Skulptur, Film und Installation. Passend zum Titel “Der König ist tot, lang lebe die Königin” scheint eine Superman-Figur im Kunstwerk von Patricia Waller schmerzhaft gegen die Wand geflogen zu sein. Aber auch leise Töne sind vertreten wie die Schwarz-Weiß-Fotoserie der 1980er Jahre von Helga Paris zu Arbeiterinnen eines DDR-Bekleidungswerks. Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Oktober 2023 zu sehen im Museum Frieder Burda in Baden-Baden (Lichtentaler Allee 8B, 76530 Baden-Baden). (kb, 31.8.23)
Helga Paris, Ohne Titel (aus der Serie “Frauen im Bekleidungswerk VEB Treffmodelle Berlin”), 1984 (Fotografie: 25 x 37,5 cm/32 x 44,5 cm, Copyright: Helga Paris)