In der männerdominierten Architekturwelt der 1960er und frühen 1970er Jahre war Luise King eine der ersten Frauen, die sich neben der Entwurfsarbeit auch in Forschung und Lehre behauptete – und damit eine Vorreiterfunktion einnahm, die in der Rückschau kaum hoch genug zu bewerten ist. Geboren 1939 in Dessau, machte sie ihr Abitur 1959 in Franfurt am Main, begann das Architekturstudium im gleichen Jahr an der TH Darmstadt. Während dieser Zeit absolvierte sie ihr Büropraktikum bei Paul Bossard in Paris, war ab 1963 Assistentin bei Ernst Neufert und schloss das Studium 1965 ab. Nach drei Jahren in Frankreich kehrte Luise King 1968 nach Frankfurt zurück und arbeitete zunächst im Büro ABB (Apel Beckert & Becker). Der „Strukturplan für die Frankfurter Innenstadt innerhalb der Wallanlagen“, beauftragt vom Stadtbaurat Hans Adrian, war 1972 der Beginn ihrer beruflichen Selbstständigkeit als Architektin und Stadtplanerin. Seither war sie auch Mitglied des BDA. Neben ihrer planerischen Tätigkeit war die Wahlfrankfurterin auch Autorin (u.a. der Bauwelt) und ab 1977 Dozentin der Frankfurter Städelschule. In jenen Jahren lernte sie ihren Lebenspartner Günter Bock (1918-2002) kennen, der – selbst Architekt – ebenfalls am Städel lehrte.

1987 übernahm Luise King an der TU Berlin die Professur für Städtebau und Siedlungswesen und zog 1992 mit Günter Bock nach Berlin. Frankfurt blieb sie nicht zuletzt über die Mitgliedschaft im Rat der Stiftung “Städelschule für Baukunst” eng verbunden. 1990 übernahm sie eine Gastprofessur am MIT Cambridge Massachusetts / USA, in Berlin betreute sie in den 1990ern die Ausstellungs- und Vortragsreihe „Städtebau Anderswo“ und blieb bis zur Emeritierung 2005 an der TU. Ihr Planungsbüro in Charlottenburg löste Luise King erst 2022 auf. 2023 übergab sie ihren Vorlass ans Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main. Am 30. Januar 2024 ist die große Architekturvermittlerin Luise King mit 84 Jahren in Berlin gestorben, die Trauerfeier fand dort Anfang März statt. Beigesetzt wird sie auf dem Friedhof Westhausen in Frankfurt am Main, dort wo auch ihr Partner Günter Bock beerdigt ist – der Anfang der 1960er Jahre dort auch die brutalistische Trauerhalle entwarf. Und während Günter Bock in zahlreichen Online-Portalen längst bildreich gewürdigt wird, existiert für Luise King, die mehr als eine Generation von Architekt:innen, Journalist:innen und Stadtplaner:innen prägte, bislang noch nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag . Wir haben noch viel Arbeit vor uns. (db, 11.3.24)

Luise King an der TU Berlin (Bild: privat)

Luise King an der TU (Bild: privat)

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