Die plakativsten umstrittenen architektonischen Geschenke kennen wir alle: in Warschau steht ein riesiger Kulturpalast direkt am Hauptbahnhof, der von den meisten Einwohner:innen als Repräsentation der sowjetischen Okkupation wahrgenommen wird und dessen Abriss daher immer wieder kurz bevor zu stehen scheint. Oder den Gegensatz dazu, die zahlreichen baulichen Geschenke Amerikas an West-Berlin, mit denen die Zugehörigkeit der Stadt zum „westlichen Kulturraum“ symbolisiert werden sollte und die meisten Berliner:innen bis heute als Zeichen und als Baudenkmäler schätzen — sie werden gehegt und gepflegt, weitergebaut, genutzt, fotografiert und katalogisiert. Und wie chaotisch war das eigentlich damals, als die Volksrepublik China der Römerstadt Trier im Jahr 2018 eine Karl-Marx-Statue zum 200. Geburtstag des Philosophen und Ökonomen schenkte? Schnell sieht man: das Thema ruft viele Perspektiven und Sichtweisen hervor und eine nähere Beschäftigung, insbesondere über solch bekannte Bauten hinaus, lohnt sich unbedingt. Die TU München hat das nun getan und stellt die Ergebnisse nun in der Pinakothek der Moderne aus.

In der Münchner Pinakothek der Moderne öffnete Ende Februar die Ausstellung „The Gift. Großzügigkeit und Gewalt in der Architektur“. Bereits der Titel zeigt treffend die facettenreiche Betrachtungsweise des internationalen Forscher:innenteams rund um die Kurator:innen der TU München. Die Ausstellung erzählt überwiegend wenig bekannte Geschichten von geschenkten Gebäuden – spektakuläre wie gewöhnliche, extravagante und nützliche –, die aufzeigen, wie die ungleichen Beziehungen zwischen Gebendem und Empfangendem sowohl in Wohltat als auch in Gewalt resultieren können — Geschenk und Gegengeschenk? Im Mittelpunkt steht das 20. Jahrhundert. Dazu gehören Beispiele von humanitären Geschenken für Skopje in Nordmazedonien nach dem Erdbeben 1963, diplomatische Geschenke für Ulaanbaatar, mit denen die Stadt in die Moderne befördert werden sollte bis hin zu aktuellen Beispielen wie den Geschenken degroßen Digital Player in East Palo Alto, Kalifornien, USA. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 8. September 2024 in der Pinakothek der Moderne in München. (pk, 10.3.24)

Archivbilder der vier Städte: Oben links: Universal Hall in Skopje, Nord-Mazedonien, 1964; Oben rechts: KNUST University Campus in Kumasi, Ghana, 1957;
Unten links: Microdistrict III und IV in Ulaanbaatar, Mongolei, 1986; Unten rechts: Highway 101 in East Palo Alto, CA, USA, 1937.

Archivbilder der vier Städte: Oben links: Universal Hall in Skopje, Nord-Mazedonien, 1964; Oben rechts: KNUST University Campus in Kumasi, Ghana, 1957; Unten links: Microdistrict III und IV in Ulaanbaatar, Mongolei, 1986; Unten rechts: Highway 101 in East Palo Alto, CA, USA, 1937.

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