Umbauen, Anbauen, Weiterbauen – der Gebäudebestand bietet zahlreiche Möglichkeiten ihn fortzuschreiben. Auch das Deutsche Architekturmuseum (DAM) am Schaumainkai in Frankfurt am Main wird seit Oktober 2021 umgebaut und saniert. Ersatzweise finden Ausstellungen und Veranstaltungen im Interimsquartier DAM OSTEND in einem 1950/51 errichteten ehemaligen Bürokomplex am Danziger Platz neben dem Ostbahnhof statt. Aus diesem Anlass widmet sich die Ausstellung “Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand” bis 15. Januar 2023 einer Auswahl zeitgenössischer internationaler Beispiele, die zeigen, dass vielseitige Transformationen und neue Nutzungen des gebauten Erbes möglich sind. Durch Bauen mit Bestand kann die Architektur einen notwendigen und nachhaltigen Beitrag leisten – schließlich sind 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen auf den Bau- und Gebäudesektor zurückzuführen. Auch wenn Umbau und Sanierung zwei Drittel der Bauleistungen in Deutschland ausmachen, wird das architektonische und ökologische Potenzial des Reparierens und Weiterbauens lange nicht ausgeschöpft. Abriss und Neubau ist häufig immer noch die Antwort im Umgang mit Gebäuden, deren Gestalt und Räumlichkeiten anscheinend nicht mehr den gegenwärtigen Normen, der aktuellen Marktlage oder einer effizienten und ökonomischen Nutzung entsprechen. Unbeachtet bleiben dabei oft Werte, Ressourcen und graue Energie, die den Bauwerken seit ihrer Errichtung eingeschrieben sind. Formen des Umbauens sind so alt wie die Architektur selbst. Zwar hat die Umbaukultur in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren, doch in Zeiten von Klimakrise und knapper werdenden Rohstoffen ist ihre Reaktivierung wichtiger denn je. Nicht zuletzt, da die Bauindustrie mehr Ressourcen verbraucht als jeder andere Wirtschaftszweig.

Weitere Herausforderungen wie Pandemie oder Bevölkerungswachstum verändern die klassischen Bilder und Typologien von Stadt und Land. Der Handel mit seinen großen Kaufhäusern verschwindet zunehmend aus den Innenstädten, Parkhäuser und andere Infrastrukturgebäude werden aufgrund neuer, nachhaltiger Mobilitätskonzepte obsolet und auch Sakralbauten sind von Leerstand betroffen. Dabei bietet der gesellschaftliche Wandel Potenziale für neue Funktionen und Typologien, die sich respektvoll in den Bestand integrieren. Anhand von sechs Themenbereichen präsentiert die Schau im DAM zeitgenössische internationale Beispiele kluger und kreativer Strategien im Umgang mit bestehender Architektur. Expert:innen geben Einblicke in vielfältige Aspekte, die das Bauen mit dem Bestand sowohl im urbanen als auch im ländlichen Kontext beeinflussen. Eine ausgewählte Bestandsaufnahme Frankfurter Bauwerke, darunter das NiKa auf unserem Bild, eröffnet zudem Perspektiven und Fragestellungen unter Einbezug von Nutzer:innen und Bewohner:innen. Damit wird ein umfangreicher Pool an Nutzungen, Transformationen und Revitalisierungen präsentiert. Auch die Ausstellungsarchitektur nimmt Bezug auf das Thema Bauen mit Bestand. Wiederverwendbare Materialien wie Möbel, Stellwände und technische Geräte aus den Beständen des Deutschen Architekturmuseums kommen zum Einsatz. Die Ausstellung im Interimsquartier des DAM (Henschelstr. 18, 60314 Frankfurt am Main) wird begleitet von einem umfangreichen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm, zu finden auf der Online-Seite des Museums. Wer nicht nach Frankfurt kommen kann: Am 21. Oktober gibt es eine Online-Tagung zum Thema. (mR, 29.9.22)

Frankfurt, NiKa (Bild: Moritz Bernoully)

Frankfurt, NiKa (Bild: Moritz Bernoully)

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