1965 erfolgte der erste Spatenstich für die Münchner U-Bahn, die heute auf knapp 100 km Streckennetz 100 Stationen aufweist. Der weit überwiegende Teil der Bahnhöfe stammt aus den 1970er und 1980er Jahren, gepuscht wurde der Bau damals zusätzlich durch die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 1972. In dieser ersten Bauphase entstanden die ersten und bislang einzigen 5 Denkmäler im Münchner Untergrund: Olympiazentrum, Petuelring, Scheidplatz, Bonner Platz und Münchner Freiheit. Sie liegen auf der U3, der sogenannten Olympia-Linie und wurden vom Landesamt für Denkmalpflege im Zusammenhang mit einer Münchner Bewerbung um den Weltkulturerbestatus für den Olympiapark untersucht und unter Schutz gestellt. Während beispielsweise in Berlin knapp Zweidrittel der Stationen denkmalgeschützt sind, sind in München 95 Prozent der U-Bahnhöfe jeglichem Sanierungswillen frei ausgesetzt. Da darf man nun auf das Traditionsbewusstsein der Münchner:innen hoffen, denn der Ertüchtigungsbedarf ist groß. In den letzten fünf bis zehn Jahren erfolgten bereits umfassende Erneuerungsmaßnahmen, in den kommenden Jahren ist die flächendeckende Sanierung geplant, die mehr als 40 Haltestellen betreffen soll.

Die SWM haben dazu beim Architekturbüro allmannwappner mit Sitz in München und Berlin einen Gestaltungsleitfaden in Auftrag gegeben. Ziel des Leitfadens ist es, eine „konzeptionierte Vorgehensweise“ festzulegen und ein „homogenes Erscheinungsbild für alle Stationen“ zu etablieren. Das klingt auf den ersten Blick mehr nach der Entwicklung eines komplett neuen Comprehensive Designs als danach, identitätsstiftende Merkmale der ursprünglichen Gestaltung aus den 70er und 80er Jahren zu erhalten, wie es auf der Homepage des Büros heißt. Dabei werden zum Beispiel „farbige Keramiken oder Wandreliefs erhalten und werden mit wenigen Eingriffen inszeniert und in eine zeitgemäße Architektur transferiert“. Die umfassende Bestandsaufnahme, die allmannwappner zur Erstellung des Gestaltungsleitfadens vorgenommen haben, wäre für die Geschichtsschreibung und Denkmalpflege wahnsinnig spannend. Hoffentlich bleibt mehr von der Architekturgeschichte der Münchner U-Bahn, als dieses Zeugnis auf Papier. (pk, 6.5.24)

München, U-Bahnhof Sendlinger Tor, eröffnet 1971 (Bild: FloSch, CC BY-SA 3.0, 2006)

München, U-Bahnhof Sendlinger Tor, eröffnet 1971 (Bild: FloSch, CC BY-SA 3.0, 2006)

München, U-Bahnhof Sendlinger Tor, eröffnet 1971 (Bild: FloSch, <a href="http://CC BY-SA 3.0, 2006)

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