Im Deutschen Hygienemuseum Dresden hatte jemand 1979 einen Eimer weiße Farbe zuviel. Damit wurde das Wandgemälde „Lebensfreude“ im Treppenhausfoyer überstrichen – um den Ursprungszustand des Museumsgebäudes wiederherzustellen… Das 1956 entstandene, 63 Quadratmeter große Werk war die Diplomarbeit des damals 24-jährigen Gerhard Richter! Die Wand blieb weiß, das darunterliegende Kunstwerk geriet bis vor Kurzem nahezu in Vergessenheit. Nun werden einige Teile des Wandgemäldes während der Laufzeit der Sonderausstellung „VEB Museum. Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR” bis 17. November in einer öffentlichen Schaurestaurierung in Zusammenarbeit mit der HfBK wieder freigelegt. Gefördert wird das Ganze durch die Wüstenrot Stiftung und die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Angesichts der Freilegung des Wandgemäldes will das Museum diese frühe Arbeit Gerhard Richters in den Kontext des späteren Werks des heute weltberühmten Künstlers stellen. Inwiefern lassen sich mit der partiellen Freilegung auch wichtige Aspekte der Kultur- und Zeitgeschichte der DDR und des Museums sichtbar machen? Wie könnte ein neuer Blick auf den Sozialistischen Realismus und die baubezogene Kunst der DDR aussehen? Diese Fragen werden am 8. Mai um 19.00 Uhr im Gespräch „Verschwundene Bilder – Gerhard Richter und der Sozialistische Realismus“ behandelt. Die Veranstaltung im Hygiememuseum ist Teil des Begleitprogramms der Sonderausstellung VEB Museum. Zu Gast sind unser liebster DDR-Kunst-Chronist Martin Maleschka (Architekt, Fotograf und Kurator), Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg (Forschungsprofessor am Institut für Soziologie der TU Dresden), Constanze Fritzsch (Kunsthistorikerin), Prof. Ivo Mohrmann (Professor für Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut an der Hochschule für Bildende Künste Dresden), es moderiert „SonntagsLese„-Erfinderin Danuta Schmidt (Autorin und Journalistin – auch bei mR). (db, 7.5.24)
Dresden, „Lebensfreude“, Zustand 1969 (Bild: Erich-Auerbach. Für das Wandgemaelde: © Gerhard-Richter-2024-01022024-courtesy-Gerhard-Richter-Archiv-Dresden)