Nach siebenmonatiger Schließung geht es ab 22. Mai an neuem Standort in Berlin Mitte weiter: Das weggentrifizierte Werkbundarchiv – Museum der Dinge nimmt seine Situation – die Kündigung der Kreuzberger Museumsflächen durch einen Immobilienfonds und den erzwungenen Standortwechsel zum Anlass, in einer ersten Sonderausstellung die Stadt zum Thema zu machen. Ob das Neue Bauen der 1920er Jahre, internationale Architekturausstellungen oder Debatten über historisierendes und industrielles Bauen – ein Abriss der modernen Stadtentwicklung zeigt, wie eng diese mit dem Deutschen Werkbund verbunden ist. Hervorgehoben werden zwei im Kontext des Werkbunds entstandene „Profitopolis“-Ausstellungen aus den 1970er Jahren – die auch nach über 50 Jahren nichts von ihrer Relevanz verloren haben. Sie veranschaulichen, dass das Gestalten von Stadt politisch ist, rufen zur Bürgerinitiative auf und kritisieren Bodenspekulation ebenso wie die autogerechte Stadt und den rücksichtslosen Umgang mit historischer Bausubstanz und Stadtnatur.
Die Aktualität offenbart der Blick auf den Stadtraum zwischen altem und neuem Museumsstandort: Die Ausstellung unternimmt einen kritischen Streifzug zwischen Kottbusser Tor und Spittelmarkt und verortet Diskurse, Initiativen und künstlerische Positionen zur gegenwärtigen Stadt. Kuratiert von Florentine Nadolni, Alexander Renz und Lotte Thaa, zeigt „Profitopolis oder der Zustand der Stadt“ historische und zeitgenössische Objekte, Dokumente und Materialien städtischer Initiativen. Ergänzt werden diese um künstlerische Arbeiten unter anderem von Daniela Brahm, Mirja Busch, dem Kollektiv ufo ufo (urban fragment observatory) und dem Zentrum für Kunst und Urbanistik ZK/U. Vernissage (und zugleich Einweihung der neuen Räume in der Leipziger Str. 54, 10117 Berlin) ist am 22. Mai um 19.00 Uhr. Geöffnet bleibt die Schau bis 28. Februar 2025. Die Ausstellung findet im Rahmen des 50. Jubiläums des Werkbundarchiv – Museum der Dinge statt. (db, 20.5.24)
Ausstellungskatalog “Profitopolis oder: Der Mensch braucht eine andere Stadt”, Josef Lehmbrock und Wend Fischer (Hrsg.), Die Neue Sammlung, München, 1971
(Bild: Armin Herrmann / Werkbundarchiv – Museum der Dinge)