Ob sich die Berliner Presse für die ehemalige Nixdorf-Niederlassung in Humboldthain interessierte, würde sie nicht große Ähnlichkeit zum Palast der Republik im Ost-Teil der Stadt aufweisen, muss offen bleiben. Der Entwurf für den markanten Bau mit der kupferfarben verspiegelten Glasfassade stammt in West-Berlin vom Paderborner Architekten Hans Mohr, der in jenen Jahren mehrere Projekte für Nixdorf verwirklichte. Im Inneren ging es in Humboldthain dank der Thermoverglasung gut klimatisiert und hochmodern zu: Büros neben Wintergärten, Produktionsflächen neben Kantine. Als sich der Computer-Hersteller Nixdorf hier für rund 6000 Mitarbeiter:innen 1984 ansiedelte. In direkter Nachbarschaft liegen die ehemaligen AEG-Bauten von Peter Behrens, die heute Raum für das unterschiedlichste Gewerbeformen bieten.
Von einer bewussten Ähnlichkeit zwischen dem Palast der Republik (1976) und der West-Berliner Nixdorf-Niederlassung gehen die Fachleute nicht aus. Vielmehr gehe es um Zeittypik, verbunden mit dem Interesse des Computerherstellers an moderner, gerasterter Glasarchitektur. Schon kurz nach der deutschen Wiedervereinigung löste sich Nixdorf von seiner Niederlassung in Humboldthain. Es folgte die Stadtparkasse. Doch seit diese aus der Gustav-Meyer-Allee auszog, spricht der neue Eigentümer, der Investor Coros, von Abriss – womit sich wieder der Bogen zum verlorenen Palast der Republik schlagen ließe. Ende 2024 soll es in der Gustav-Meyer-Allee so weit sein, um Platz zu machen für eine großformatige Neubauplanung. Entstehen soll ein Gewerbequartier mit allerlei Nutzungen, darunter vor allem Bürofläche. Andere sprechen von einem „Juwel der Weddinger Industriearchitektur“. (kb, 10.4.23)