Wer schon einmal in einem Feinschmeckerrestaurant vor einer unüberschaubaren Anzahl von Bestecken gesessen hat, kann bestätigen: Nicht jeder Gegenstand enthüllt seine Funktion auf den ersten Blick. Je industrialisierter die Gesellschaft, desto spezieller können Material, Form und Zweck eines Objekts ausfallen. Und genau hier beginnt die Neugier eines Produktgestalters wie Franco Clivio (* 1942). Immerhin hat er rund 1000 kleine alltägliche Objekte gesammelt. Ein Auszug aus seinem Fundus kann man jetzt in Ulm bestaunen. Unter dem Titel “No Name Design” werden damit Produkte in den Mittelpunkt gerückt, deren Designer:innen ohne großen Namen daherkommen oder ganz unbekannt sind. Damit erteilte Clivio auch dem Stardesignerkult der Moderne eine ironische Absage.

In den 1960er Jahren studierte Franco Clivio an der Hochschule für Gestaltung Ulm, dem damaligen Hort des klaren reduzierten Designs. Schon früh entwarf er u. a. für den Gartengerätehersteller Gardena, später für den Leuchtenfabrikanten Erco sowie für das Unternehmen Lamy, das Schreibgeräte produziert. Zudem hatte er verschiedene Lehraufträge innen. Seine Sammlung wird in Ulm sortiert nach so schönen Kriterien wie “einteilige Teile”, “die Natur kann es am besten”, “Kabel, universelles Material”, “Verbindungen”, “die Sache in den Griff bekommen” oder “nicht gleich, aber ähnlich”. Damit wird der Blick für Material und Form geschärft – und beim Rätseln über die Funktion können weitere unerwartete Querbezüge hergestellt werden. Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Mail 2023 zu sehen im HfG-Archiv im ehemaligen Gebäude der Hochschule für Gestaltung Ulm (Am Hochsträß 8, 89081 Ulm). (kb, 24.2.23)

Franco Clivio: No Name Design (Einteilige Teile) (Bild: Hans Hansen)

Franco Clivio: No Name Design – Teile seiner Produktsammlung, hier sortiert nach dem Kriterium “einteilige Teile” (Bild: Hans Hansen)

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