Vor einem halben Jahrhundert entstand der Münchner Olympiapark. Aktuell ist das in die Natur eingebettete Ensemble mit den allseits bewunderten Zeltdachkonstruktionen auf dem Weg zum Unesco-Welterbe. Als Planer prägten Behnisch & Partner und Frei Otto die Gebäude, Günther Grzimek die landschaftliche Gestaltung des Parks. Für das brutalistische Olympiadorf zeichneten Heinle, Wischer und Partner verantwortlich. Auch wenn die “heiteren” Spiele vom palästinensischen Attentat auf die israelische Mannschaft überschattet wurden: Von Anfang an war eine Nutzung aller Anlagen über Olympia 1972 hinaus geplant, auch wenn das Olympische Dorf zunächst nicht sehr beliebt war, und der FC Bayern München seine Spiele mittlerweile auch nicht mehr im Olympiastadion austrägt. Seit 1998 unter Ensembleschutz stehend, zählen die Zeugen der Sommerspiele heute zur Visitenkarte Münchens.

Von den Münchner Olympiaanlagen (1972) über den Bonner Plenarsaal (1992) bis zur Akademie der Künste in Berlin (2005) – der Architekt Günter Behnisch und sein Büro realisierten mehr als 150 Gebäude. Am 12. Juni 2022 wäre er hundert Jahre alt geworden, was die Architektenkammer Baden-Württemberg, das Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) am KIT Karlsruhe und Behnisch Architekten in Stuttgart mit der Ausstellung „Bauen für eine offene Gesellschaft“ feiern. Das im sai verwahrte Werkarchiv des Behnisch-Büros wurde ausgewertet und das Ergebnis in einem ehemaligen Kaufhaus in der Stuttgarter Königstraße für Besucher:innen zusammengestellt. Noch bis zum 3. Oktober 2022 ist die Ausstellung in Stuttgart (Königstraße 1c (ehedem Karstadt Sport), 70173 Stuttgart) zu sehen – in diesem Rahmen findet am 18. August 2022 auch die Buchvorstellung der thematisch passenden Publikation “Olympia München ’72” statt. Darin interpretiert die Autorin Elisabeth Spieker – Architektin, bis 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am saai betraut mit dem Behnisch-Werkarchiv und Leiterin des DFG-Forschungsprojekts „Olympia München 1972“ – die Olympische “Landschaft als gebaute Utopie”. Sie will die Münchner Architektur erstmals als Ergebnis einer interdisziplinären planerischen Zusammenarbeit entschlüsseln. Dafür konnte sie nicht nur auf bislang unveröffentlichtes Bildmaterial zurückgreifen, sondern ebenso auf Interviews mit Günter Behnisch, Frei Otto, Hans-Jochen Vogel, Klaus Linkwitz und Jörg Schlaich. (kb, 12.8.22)

Spieker, Elisabeth, Olympia München ’72. Architektur+Landschaft als gebaute Utopie, Jovis Verlag, Berlin 2022, Hardcover, 21 × 28 cm, 464 Seiten, 400 Abbildungen, ISBN 978-3-86859-728-8.

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