Das Berliner Bauhaus-Archiv ist vorübergehend im Haus Hardenberg (Paul Schwebes, 1955/56) in Berlin-Charlottenburg untergekommen und hat natürlich seinen Stoff mitgenommen. Vom 15. März bis 24. August 2024 zeigt das Museum für Gestaltung eine Installation der bildenden Künstlerin Judith Raum zu den Textilien von Otti Berger. Die Bauhaus-Absolventin Otti Berger (1898–1944) entwarf in den 1930er Jahren als selbstständige Textilgestalterin in Berlin Stoffe für die Architektur der Moderne. Ihre Entwürfe, unter anderem für Auftraggeber*innen europaweit erarbeitet, verbinden Ästhetik, Funktion und technische Innovation und veränderten damals grundlegend das Verständnis von dem, was Textilien sein und leisten können.
Judith Raum – gemeinsam mit der Weberin und Textildesignerin Katja Stelz und der Fotografin Uta Neumann – nähert sich dem Werk der Textildesignerin, indem sie die Stoffe nach ihren Funktionen und Beziehungen zu den architektonischen Elementen Möbel, Fenster, Wand und Boden ordnet. Die Ergebnisse dieses interdisziplinären Forschungsprozesses wurden in der Publikation „Otti Berger. Stoffe für die Architektur der Moderne“ veröffentlicht, die das Schaffen Otti Bergers erstmals auf umfassende Weise zugänglich macht und in den Fotografien Uta Neumanns auf bislang unbekannte Weise die Schönheit und Raffinesse der Stoffe deutlich werden lässt. Die Ausstellung im temporary bauhaus-archiv in der Hardenbergstraße 1 macht Otti Bergers Werk sinnlich erlebbar. Zu sehen ist eine Videoarbeit von Judith Raum neben zwei großformatigen, aufwendig nachgewebten Wandstoffen. Sie verweisen auf zentrale Aspekte im Leben von Otti Berger: ihr Bestreben um Patentschutz für ihre technisch herausragenden Gewebe sowie ihr berufliches und privates Schicksal als Jüdin während der nationalsozialistischen Diktatur. (pk, 21.3.24)