Das Prokrastinieren – das Auftürmen der Arbeit bis zum allerletzten Abgabetermin – geht jetzt auch stilvoll: Unter dem Namen „Paperscraper“ – den sich die Produzenten als Markenzeichen haben schützen lassen – hat Seltmann Publishers Notizblockstapel in Hochhausform herausgebracht. Diese „wohl höchsten Zettelklötze der Welt“, so die Hersteller, fassen auf bis zu 40 Zentimeter bis zu 3.500 Notizzettel. Dafür wurden nicht selbstklebende Post-its aufeinandergetürmt, sondern Zettel verleimt, die dann je nach Bedarf abgerissen und beschriftet werden. Der Berliner Verlag Seltmann Publishers gibt seit rund zehn Jahren designorietierte Postkarten, Kalender, Bücher und weitere Papierobjekt heraus, die von der Familiendruckerei im Sauerland umgesetzt werden.
Auf die Idee der Papiertürme kam der Berliner Typograf und Verleger Oliver Seltmann in Hamburg: An der U-Bahn-Station Mundsburg fel der Blick auf die Silhouette der drei spätmodernen Hochhäuser, die dort 1973 nach den Entwürfen des Büros Garten, Kahl und Bargholz fertiggestellt worden waren. Auf dieser Grundlage tat sich Seltmann 2022 mit dem Artdirector Stefan Küstner zusammen. Für die ersten drei Modelle ihrer Paperscrapers-Serie übersetzten sie große architektonische Vorbilder – zwei aus den USA, eines aus Ostdeutschland – im Maßstab 1:250. Und um das Image der ostmodernen Stapelhäuser scheint es besser bestellt zu sein, als oft beklagt: Das Modell „Plattenbau Berlin“ ist aktuell, ebenso wie die Variante „Townhouse Soho“, im Seltmanns-Onlineshop vergriffen – aber der „Skyscraper Downtown“, der höchste der drei Zettelstapel, ist noch zu haben. (kb, 13.2.23)