Mitte dieses Jahres wechselte der saarländische Landeskonservator Georg Breitner nach knapp fünf Jahren in Schiffweiler nach Trier ans Amt für kirchliche Denkmalpflege im Bischöflichen Generalvikariat. Seit seinem Weggang im Juli 2023 steht das Landesdenkmalamt unter kommissarischer Leitung. Doch ein Denkmalamt im Schwebezustand hat einen schweren Stand. Ausgerechnet jetzt wird bekannt, dass das Land beim Landesdenkmalamt jüngst einen Abrissantrag für das ehemalige Finanzamt Saarbrücken gestellt hat. Öffentlich machte dies Henning Freese, Vorsitzender des Landesdenkmalrates. Er hatte sich beim Finanzministerium über den aktuellen Stand in Sachen Finanzamt erkundigt und nun “en passant” aus einem Bericht der Vertreter des Finanzministeriums erfahren, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Der Denkmalbeirat zeigt sich entsetzt; CDU und Grüne haben das Vorgehen der SPD-Landesregierung kritisiert, das Vorhaben ohne jegliche Information der Öffentlichkeit anzugehen, die AfD spricht sich gegen den Abriss aus.
Das Anfang 2021 geräumte Finanzamt an der Saar wurde von 1949 bis 1952 nach Entwurf von Regierungsbaurat Friedrich Karl Rheinstädter und des Baurats und Ingenieurs Walter Wundrack errichtet. Es ist längst nicht als einziges gefährdet, diverse Baudenkmäler des 20. Jahrhunderts, (der bei mR bereits 2018 portraitierten Saarmoderne) stehen vermeintlich auf der Abschussliste: Der seit Jahren leerstehende Pingusson-Bau (1951-53) in Saarbrücken verfällt langsam aber stetig, und der ehemalige Flugzeughangar (1946, 1963 versetzt) in Eiweiler ist gerade dem Erdboden gleichgemacht worden. Einziger modernistischer Lichtblick: Das Finanzministerium (1965/66), nach Plänen des Saarbrücker Architekten Walter Nobis gebaut und ebenfalls denkmalgeschützt, soll für rund 29 Millionen Euro saniert werden. (db, 23.11.23)
Saarbrücken, Ex-Finanzamt (Bild: AnRo0002, CC0)
