Die Debatte um das “Atrium II” des einstigen VEB Robotron in Dresden, in dem derzeit die Cityherberge untergebracht ist, ist vorerst entschieden: Die Stadt kann den 1977 errichteten Gebäudekomplex an der Lingnerallee mieten und darin Büros für Verwaltungsmitarbeiter einrichten sowie Asylsuchende unterbringen. Das beschloss der Stadtrat nach kontroverser Diskussion. So gab es Bedenken wegen des Brandschutzes in dem sanierungsbedürftigen Gebäude und dem hohen Investitionsaufwand für (temporäre) Instandsetzungen. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) sieht dafür sechs Millionen Euro vor, was etwa den Freien Wählern zu gering erscheint. Die (Index-)Miete von 9,50 Euro/Quadratmeter für die vereinbarten zehn Jahre beläuft sich auf insgesamt mehr als 53 Millionen Euro. Der Standort bietet mehr dringend benötigten Platz als der bisherige im World Trade Center Dresden in der Innenstadt. In der 137 Zimmer umfassenden Cityherberge in der Lingenerallee sollen zudem bis zu 280 Flüchtlinge Platz finden.
Das Bürogebäude Atrium II zählt zu den späten realisierten Bauten auf dem Robotron-Areal. Der Gesamtkomplex wurde 1969-72 vom VEB Wohnungs- und Gesellschaftsbau errichtet, fünf Jahre später kamen Atrium I und Atrium II hinzu. Ersteres wurde 2016 gemeinsam mit dem Rechenzentum abgerissen. Seither wird dort am Wohnbauprojekt Lingnerstadt gebaut. Verantwortlich für die Robotron-Bauten war ein Architektenkollektiv unter Leitung von Axel Magdeburg und Werner Schmidt. Die an allen Bauten verwendeten Betonformsteine sind Entwürfe von Friedrich Kracht und Karl-Heinz Adler. Der Lingnerstadt-Investor Gateway Real Estate hatte sich im Herbst 2022 entgegen der ursprünglichen Pläne dazu entschlossen, das Atrium II doch nicht abzureißen, sondern zu modernisieren. (db, 8.3.23)
Dresden, Robotron-Bürogebäude (Bild: Dr. Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0)
