Sie wollen es nicht: Am Ende einer teilweise turbulenten Debatte im Stadtparlament Potsdam stand am Mittwochabend fest: Der Wohnblock Staudenhof wird abgerissen. Im Sommer soll der DDR-Plattenbau abgeräumt werden. Das weitere Geschehen haben die Stadtverordneten beschlossen, indem sie das Leitbautenkonzept für den sogenannten Block IV konkretisiert haben, der dort stehen soll. Dafür stimmten die SPD, große Teile der Grünen-Fraktion, die CDU, die FDP und die AfD. Dagegen die Linke und die Fraktion Die Andere. Auf dem Staudenhof-Areal zwischen Nikolaikirche und der Straße Am Kanal ist ein Wohn- und Geschäftskarree geplant. Die kommunale Holding Pro Potsdam ist bereits Eigentümer und soll den Neubau errichten mithilfe von Fördermitteln des Landes für den sozialen Wohnungsbau. Entsprechend der Richtlinien werden drei Viertel der Wohnungen mietpreis- und belegungsgebunden sein – also für günstige Mieten an Potsdamer mit Wohnberechtigungsschein vergeben. Noch nicht klar ist, wie viele und was für Wohnungen das sein werden. Auch die Kosten des Neubaus sind noch offen. Frühere Schätzungen gingen von rund 40 Millionen Euro aus – doch das war vor der Preisexplosion im Bausektor. Gekippt werden könnte bei den Neubauplanungen indes nooch die 100 Stellplätze umfassende Tiefgarage, die die Grünen verhindern wollen. Sie hatten zuletzt auch ökologischere Baustandards für den Neubau gefordert, der voraussichtlich erst 2029 bezogenwerden kann.

Der ursprüngliche Abrissbeschluss für den Staudenhof datiert aus dem Jahr 2021. Doch angesichts der öffentlichen Reaktion, die die Initiative „Retten wir den Staudenhof“ erzielte, kam die Diskussion erneut in Gang. Gegen den Abriss und seine sozialen, baukulturellen und klimarelevanten Folgen wandten sich neben dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten auch Architects for Future, der Migrantenbeirat Potsdam, die Brandenburgische Architektenkammer, der Vorstand der Architektenkammer Berlin auch eine lange Reihe von Architekt:innen, Bauforscher:innen, Initiativen und Einzelpersonen aus Forschung, Kunst und Kultur, darunter Pritzker-Preisträger Jean-Philippe Vassal. Geholfen hat das alles wohl nicht: Der Staudenhof, 1971/72 nach Plänen von Hartwig Ebert, Fritz Neuendorf und Peter Mylo durch das Wohnungsbaukombinat Potsdam, wird wohl fallen. So, wie es seit gut zehn Jahren im Raume stand. Und einmal mehr wird eine Menge Graue Energie pulverisiert. (db, 27.1.23)

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