Rund um die Kreuzung An der Urania/Kürfürstenstraße in Berlin wird seit Jahren gepokert: Gleich fünf Bürokomplexe der 1960er/70er Jahre haben die Eigentümer gewechselt und werden – welch Überraschung – abgerissen und durch Hochhäuser ersetzt. Das Constanze-Pressehaus (1969-71, Hans-Joachim Pysall und Eike Rollenhagen) ist bereits weg. Die Hotels President und Sylter Hof sind ebenfalls zum Abriss vorgesehen. Seit rund sechs Jahren steht auch der ehemalige Rechnungshof Berlin an der Urania 4-10 leer. In dieser Zeit wurde bereits nach Kräften am mittlerweile teilentkernten und eingerüsteten Gebäude geknabbert, obwohl noch nicht endgültig klar war, ob es abgerissen wird. Errichtet wurde der Bürobau 1964-67 nach Plänen von Klaus Bergner, Karlheinz Fischer und Werner Düttmann. Nun ist inklusive Zeitplan bekannt, dass auch dieses Stück altes West-Berlin verschwinden wird: Der Abriss ist für 2024 vorgesehen, dann soll dort bis 2029 durch die landeseigene Berliner Immobilien Management (BIM) ein neues Ensemble für Wohnen, Gewerbe und Verwaltung entstehen.

Jana Borkamp, Staatssekretärin bei der Senatsfinanzverwaltung, teilte dies Ende April auf eine Anfrage des Abgeordneten Niklas Schenker (Die Linke) mit. Der wollte wissen, warum der Betonbau nicht saniert wird. Argument der Verwaltung: Das komplette Gebäude inklusive Betonskelett sei PCB-verseucht, eine vollständige Entfernung nicht möglich, ohne die Statik zu gefährden. Zudem seien die Einzelbüro-Grundrisse nicht für eine sinnvolle Nachnutzung geeignet, Autostellplätze und Parkdeck ohnehin ganz böse … Gegen die investorenfreundliche aber ökologisch bedenkliche Plattmacherei, an der sich eben nicht nur die Privatwirtschaft beteiligt, wendet sich unter anderem das Kollektiv ufoufo (urban fragment observatory), das bereits im Februar zu einem Spaziergang auf der nahen Kurfürstenstraße einlud (Visiting Abriss: ABRISSSSSSTOP). (Eigentlich schlagende) Argumente der Abrissgegner: Neben den freigesetzten Mengen Grauer Energie und erheblichen städtebaulichen Umbrüchen seien in dem Gebiet auch die Mieten in den vergangenen vier Jahren um 25 Prozent gestiegen, was gerade in den Wohnbereichen an der Kurfürstenstraße für Verdrängung sorgen werde. (db, 7.5.23)

Berlin, Bürohaus an der Urania (Bild: Gunnar Klack, CC BY-SA 4.0)

Berlin, Bürohaus an der Urania (Bild: Gunnar Klack, CC BY-SA 4.0)

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