Altbauten haben es in Potsdam nicht leicht – zumindest, wenn sie nicht lupenrein Barock oder Klassizismus entsprechen. Die DDR-Moderne im Zentrum ist teils platt (die FH am Alten Markt), teils gefährdet (das Rechenzentrum), teils zum Abriss vorgesehen (der Staudenhof). Nun ist ein Zeugnis der frühen Moderne gefallen: Nach langem Leerstand wurde gerade die Villa Louis Hagen abgerissen. Im Kern steckte hier vermutlich noch ein Sommerhaus von 1897 drin, 1911 wurde es umgebaut und Ende der 1920er schließlich noch einmal komplett überformt zu einer Villa im Bauhaus-Stil. Zu DDR-Zeiten war hier ein Rechenzentrum untergebracht, seit 1992 stand sie leer. Und auch der Denkmalschutz hat sie letztlich nicht gerettet – bereits seit 2009 lag eine Abrissgenehmigung vor, da eine Restaurierung aufgrund der Bauschäden nicht mehr zumutbar sei. Der damalige Eigentümer, der Unternehmer Lars Dittrich (dug Telekom), wollte einen Neubau schaffen, der wesentliche Merkmale des Altbaus zitieren sollte. 13 Jahre später weiß man nun nicht so recht, was nun in der Bertinistraße 23, in Filetlage am Ufer des Jungfernsees, geschehen wird: Den aktuellen Eigentümer nenne die Stadt aus Datenschutzgründen nicht, schreibt der Tagesspiegel.

Architekt der durchaus kurosen Neugestaltung 1927/28 war Otto Block, der die kubische Formen samt der glatten Holzverschalung schuf. Es gab Dachterrassen, eine Turnhalle mit flachem Dach aus Glasbausteinen, ein Kino und ein elektrisches Boot im Bootsschuppen. Der Bauherr des avantgardisischen Umbaus war der Bankier Louis Georg Hagen, der nur einige Jahre anschließend dort leben konnte. 1936 musste er mit seiner Familie NS-Deutschland verlassen; sein Bruder Hermann wurde 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Das Gebäude fiel an den Staat. 1971 bis 1981 wurde es mehrfach für den „VEB Informationsverarbeitung Potsdam“ erweitert. Dieser Betrieb nutzte das Gebäude von 1970 bis 1992. Nach der Rückgabe an eine Eigentümergemeinschaft, zu der auch der Sohn von Otto Block gehörte, kaufte 2007 der Oldenburger Bauunternehmer Dirk Onnen die Villa. Zwei Jahre später übernahm sie Lars Dittrich, nachdem er seine Handelskette an die debitel AG verkauft hatte und nun ein Privathaus errichten lassen wollte. (db, 24.3.23)

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