Wie die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild vermeldet, ist dieser Tage die Telegraphenwerkstatt hinter dem Hauptbahnhof abgerissen worden. Mit seinen lagernden Formen, den flach geneigten Dächern und horizontalen Gesimsen präsentierte sich der Bau im Stil der 1920er/30er Jahre fast stromlinienförmig dynamisch. Die 1935 fertiggestellte Werkstatt in der Schwarzwaldstraße stammte aus den Zeiten, als man technische Einrichtungen noch vor Ort und selbst reparierte. In der Mitte des 20. Jahrhunderts unterhielt die Bahn ein ganzes Netz an Werkstätten für ihre Fernmeldeeinrichtungen. Mit der deutschen Teilung wurde Karlsruhe dabei eine besondere Rolle zugewiesen, denn hier konzentriert man die Reparatur der Funkanlagen.
Der Bau lag im Besitz der Stadt Karlsruhe, die 2021 ankündigte, ihr Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof an einen Investor zu veräußern – die Presse sprach von einem Kaufpreis von 6,5 Millionen Euro. Denn in der Schwarzwaldstraße soll Großes entstehen, die Zeitungen betitelten das Vorhaben gar als “Mega-Baustelle”. Nach einem Wettbewerb präsentierte der Invenstor Kreer Development 2021 die Pläne des Kölner Architekturbüros Astoc. Entstehen soll ein Gebäudekomplex im Wert von 75 Millionen Euro. Unter dem Namen “Schwarzwald-Trio” werden ein 21 Stockwerke auf 73 Metern fassendes Hochhaus, ein Querriegel und ein denkmalgeschütztes Gebäude zusammengebunden. Als Nutzung wird ein bunter Strauß an Möglichkeiten angegeben: Büros, Wohnungen, ein Hotel, Bildung und Kultur. Trotz der Proteste der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild wurde die ehemalige Telegraphenwerkstatt in diesem Rahmen nicht für eine neue Funktion hergerichtet, sondern Mitte August zugunsten des Neubauprojekts abgerissen. (kb, 19.8.22)