In Esslingen ist die Denkmalliste nun um ein Objekt reicher: das Behördenzentrum des Münchener Architekten Alexander von Branca (1919-2011), von 1983 bis 1989 am Rande der Altstadt erbaut. Für das ehrgeizige Projekt wurde 1978 von Land und Stadt ein Wettbewerb ausgelobt, denn der künftige Standort hätte prominenter nicht sein können – direkt neben zwei historischen Bauten, dem Dominikanerkloster und der Frauenkirchen. Zwei der Entwürfe wurden prämiert – einmal vom örtlichen Architekten Albert Ruf, einmal von seinem Münchener Berufskollegen Alexander von Branca. Letzterer hatte sich im süddeutschen Raum bereits in den 1960er und 1970er Jahren einen Namen als kreativer Gestalter von Bildungsbauten, Kirchen und U-Bahnhöfen gemacht.
Die beiden in Esslingen prämierten Wettbewerbsentwürfe für den Behördenbau bezogen sich ausdrücklich auf das gewachsene Umfeld, schufen städtebaulich wirksame Sitzbeziehungen und ließen zugleich an den richtigen Stellen Freiräume. In einer zweiten Runde fand die Jury dann eine salomonische Lösung. 1979 wurde von Branca als Gewinner prämiert, Ruf übernahm die Bauleitung. Das ehrgeizige Raumprogramm des Behördenbaus auf insgesamt 9.500 Quadratmetern musste in zwei Abschnitten umgesetzt werden: 1983 bis 1987 und 1987 bis 1989. Auch formal bezog sich von Branca sensibel auf die Altstadt – Rauputzwände und querrechteckige Fenstersprossen, ein vielgliedriger Grundriss mit Walmdächern, vor- und rückspringende Fassadenelemente, “Schießschartenfenster” und spitz zulaufende Erker und vieles mehr. Selbst der Treppenturm zitiert die nahegelegene gotische Frauenkirche. (kb, 10.10.22)
Esslingen, Behördenbau, fertiggestellt 1989 nach Entwürfen des Münchener Architekten Alexander von Branca (Bilder: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart; Andreas Dubslaff)