Treffen sich Rousseau und Wieland im Park … Was anfängt wie ein Germanist:innenscherz, hatte im oberschwäbischen Biberach sehenswerte künstlerische Konsequenzen. Denn hier entstand zwischen 1997 und 2000 der Wielandpark. Im Auftrag der Stadt gestaltete der Künstler Hans Hans Dieter Schaal (* 1942) eine Grünanlage südlich der Altstadt – gemeinsam mit dem kommunalen Tiefbauamt, dem Architekturbüro Günther Schmitt und der Landschaftsarchitektin Elisabeth Kimmich. Der künstlerische Leitgedanke – zwei Autoren der Aufklärung, Jean-Jacques Rousseau und Christoph Martin Wieland, begegnen sich – wird durch zwei Punkte im Park symbolisiert. Im Norden liegt das Gartenhaus, das der in Biberach wohnende Wieland nutzte. Diesem gegenüber wurde ein See mit Pappelinsel arrangiert, die an Rousseaus Grablege in Ermenonville erinnern sollen. Dazwischen vermitteln Stelen, gekieste Wege und weitere Anklänge an englische Landschaftsparks.
Als Beispiel und Abschluss der Gartengestaltung der 1990er Jahre in Baden-Württemberg wurde der Biberacher Wielandpark nun unter Denkmalschutz gestellt. Neben der künstlerischen Qualität wird auch die Vernetzung mit weiteren städtischen Grün- und Naherholungsflächen besonders hervorgehoben. Die neue Wertschätzung des Wielandparks steht im Zusammenhang einer breiteren Erfassung von landschaftsgärtnerischen Werken im Umfeld der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 1993 in Stuttgart. Hierbei kamen bereits andere Werke des Künstlers Schaal unter Schutz: die Kunststation Villa Moser im sogenannten Leibfriedschen Gelände und der Stangenwald im Höhenpark Killesberg. (kb, 5.6.24)
Biberach, Wielandpark, gestaltet 2000 durch den Künstler Hans Dieter Schaal – gemeinsam mit dem kommunalen Tiefbauamt, dem Architekturbüro Günther Schmitt und der Landschaftsarchitektin Elisabeth Kimmich (Bild: randy81, via mapioi.org)