Als Albert Speer am 1. Oktober 1966 nach zwanzig Jahren Haft aus dem Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau entlassen wurde, waren dutzende Mikrophone und Kameras aus aller Welt auf ihn gerichtet. Dies war der Beginn seiner zweiten Karriere als scheinbar geläuterter Zeitzeuge des Nationalsozialismus. Der 1905 in Mannheim geborene Speer zählte zu Hitlers engsten Vertrauten. Als erster Architekt des Staats war er verantwortlich für Großprojekte wie das Nürnberger Reichsparteitagsgelände und die Umgestaltung Berlins. Ab 1942 organisierte er als Rüstungsminister die Kriegswirtschaft, für die Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge aus ganz Europa eingesetzt wurden. Wieder in Freiheit, verbreitete er in Interviews und Publikationen seine Legende, er hätte von NS-Verbrechen nichts gewusst und sei, verführt von der Aura Hitlers, in Krieg und Judenmord unbeteiligt hineingeraten.

Die vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg erarbeitete Wanderausstellung “Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit” lässt nun ab 13. Februar im Marchivum Mannheim die Speer-Legende und damit auch den Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte sichtbar werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum Speer in der BRD so lange auf unkritische Resonanz stieß. Bereitwillig folgten Historiker, Publizisten, aber auch die Öffentlichkeit der Erinnerungsmanipulation des „guten Nazis“ – wohl nicht zuletzt, weil er eine Entlastung für jene bot, die sich selbst im Nationalsozialismus engagiert hatten. Die Vernissage ist am 12.2. um 18 Uhr; es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm. (db, 6.2.20)

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