Die Zeichen stehen auf Abriss für das Haus der Begegnung in Essen. Entstanden 1921 als Ledigenwohnheim, diente der dreiflügelige Bau später u. a. als Sitz der Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen. Zuletzt wurden die Räume 2017 für Veranstaltungen der Grünen Hauptstadt Europas genutzt, dann stand das Ensemble leer. Der Projektentwickler Allbau, der das Haus von der Stadt erwerben wollte, erklärte zunächst: Bei der anstehenden Sanierung bliebe die historische Fassade erhalten. Doch geschätzte Kosten von 5 bis 6 Millionen Euro wertete das Unternehmen 2019 als unwirtschaftlich und stellte daraufhin einen Abrissantrag. Dem erteilten die Denkmalbehörden der Stadt Essen und des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ihre Zustimmung. Ein Gutachten war zu dem Schluss gekommen: Bei einer Sanierung müsste man zwei Drittel der historischen Bausubstanz verloren geben, womit der Denkmalschutz entfiele.

Der drohende Abriss stieß auf Widerstand. Im September 2020 besetzten Aktivist:innen das Gebäude und gründeten darin ein selbstverwaltetes anti-rassistisches Zentrum. Auch aus der Politik fand die Aktion Zuspruch. Oberbürgermeisterkandidat Daniel Kerekeš (Die Linke) erklärte: “Nachdem die Stadt keine Idee hatte, was mit dem Haus geschehen sollte, ist es nur richtig, dass die Menschen in der Stadt selbst überlegen wie sie das Haus nutzen wollen”. Das Ensemble, für das verschiedene Gruppen immer wieder gemeinschaftsorientierte Konzepte entwickelt hatten, wurde kurz darauf von der Polizei geräumt. Gegenüber der Neuen Ruhrzeitung (NRZ) erklärte Allbau noch Anfang des Jahres, ohne wirklich konkret zu werden, man wolle über einen bloßen Abriss hinausgehen. Denkbar sei eine städtebauliche Entwicklung, um das Essener Uni-Viertel besser an die nördliche Innenstadt anzuschließen. (re, 17.3.21)

Essen, ehemaliges Ledigenwohnheim (Bild: C. Schulze, 2021)

Essen, ehemaliges Ledigenwohnheim (Bild: Cordula Schulze, 2021)

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