Was in der Nachkriegsmoderne vielerorts mühsam herbeigebaut werden sollte (und nur selten auf Dauer funktionierte), wurde ab 1962 in Bielefeld-Sennestadt in einer Fertigteil-Holzkirche ganz pragmatisch gelebt: In der Beckhofkirche feierten verschiedene christliche Konfessionen – evangelischer, römisch-katholischer und orthodoxer Prägung – ihren jeweiligen Gottesdienst in vier Kapellen unter einem Dach. Eine Gedenktafel erinnert bis heute an die neue Heimat, die Menschen aus Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Tschechoslowakei, Ukraine, Ungarn und Weißrussland hier nach dem Krieg fanden. Zunächst hatten die von Bodelschwinghschen Anstalten (Bethel) das Areal des Augustdorf für ‚displaced persons* vor allem aus Osteuropa zur Verfügung gestellt. Als hier 1957 die Bundeswehr Bedarf anmeldete, wechselte die junge Siedler:innengemeinschaft innerhalb von Bielefeld auf das Areal des Alten Beckhof.

1962 wurde eine viergeteilte hölzerne Fertigteilkirche mit separatem pyramidenförmigen Glockenträger eingeweiht. Nach Jahrzehnten fanden einige der Gruppen neue liturgische Räume, so gab etwa 2009 die römisch-katholische Gemeinde ihre Kapelle in der Beckhofkirche auf. Noch 2012 hatte man vor Ort stolz das 50. Jubiläum der Kirche und ihrer außergewöhnlichen ökumenischen Gemeinschaft gefeiert, immerhin war der Standort zugleich auch serbisch-orthodoxe Bischofskirche. 2021 wurde das Areal samt Kirche jedoch von der Bethel Stiftung verkauft. Der Investor hatte zuvor zugesichert, dass die Gemeinden weiterhin unentgeltlich die Beckhofkirche nutzen können. Nun gab der neue Eigentümer in der Presse bekannt, dass er stattdessen das bestehende Gebäude abreißen und neu bauen will. (kb, 11.10.22)

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