Der Brutalismus hat es geschafft, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Was lange zu monumental, zu grau, zu menschenfeindlich erschien, wird spätestens seit “SOS Brutalismus”, einem gemeinschaftlichen Ausstellungs- und Onlineprojekt des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt und der Wüstenrot Stiftung, von seiner schönen Seite gesehen. Diese neue Wertschätzung des grauen Kunststeins sickerte langsam aus den Hipsterfotobänden auf die Designstücke in Berlin-Mitte bis in die Feuilletonseiten und zuletzt in den breiteren (Bau-)Kunstgeschmack. Doch die Detailarbeit kommt gerade erst, denn jenseits der bekannten Inkunabeln weiß die Forschung noch zu wenig über die regionalen Tendenzen und Besonderheiten des brutalistischen Stils.

Das Buch “Brutalismus in Österreich” soll diesem herben Baustil der 1960er bis 1980er Jahre daher in neun Länderporträts daher eine neue wichtige Facette hinzufügen. Dafür versammeln die beiden Herausgeber – die Architekturhistoriker Johann Galllis und Albert Kirchengast – in ihrem Band Wissenschaftsessays, die sich jeweils von konkreten Bauwerken weiter zu den übergreifenden gesellschaftspolitischen und sozialen Rahmenbedingungen vorarbeiten. Welche Rolle spielten internationale Tendenzen? Wie eigenständig waren regionale Akteur:innen? Und welchen Einfluss konnten Hochschulen und Landespolitik ausüben? Interessierte können dazu am 7. Dezember 2022 um 18.30 Uhr selbst ein Bild machen, wenn die Publikation um 18.30 Uhr in der Buchhandlung Walter König im Museumsquartier Wien vorgestellt wird. (kb, 6.12.22)

Gallis, Johann/Kirchengast, Albert (Hg.), Brutalismus in Österreich 1960-1980. Eine Architekturtopografie der Spätmoderne in neun Perspektiven, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2022, 280 Seiten, 17,0 x 24,0 x 2,4 cm, ISBN: 978-3-205-21334-5.

Mattersburg, Kulturzentrum (Bild: Clemens Mosch, CC BY SA 4.0, 2022)

Mattersburg, Kulturzentrum (Bild: Clemens Mosch, CC BY SA 4.0, 2022)

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