Der „Staudenhof“ in Potsdam – ein 1972 erbautes Wohn- und Geschäftshaus – soll abgerissen werden. Die Stadtverordnetenversammlung von
Potsdam hat beschlossen, den Moderne-Block durch eine neue, barock anmutende Bebauung zu ersetzen. Ein Bündnis aus Abrissgegnern hat heute einen Aufruf zum Erhalt des DDR-Baus veröffentlicht – unter den Unterzeichnenden sind unter anderem der Pritzker-Preisträger Jean-Philippe Vassal, Daniel Fuhrhop, Leon Lenk, Frank Schönert, die ehemalige Brandenburgische Umweltministerin Anita Tack sowie Architects for Future Deutschland. Der Aufruf über 200 Erstunterzeichner:innen soll eine neue Diskussion auslösen und am 7. Dezember dem Potsdamer Oberbürgermeister in der Stadtverordnetenversammlung übergeben werden. (db, 25.11.22)

Im Wortlaut finden Sie den Brief untenstehend, unterzeichnen können Sie ihn hier.

Anstatt unzeitgemäße Stadtbilder nachzuahmen – ein Luxus, den wir uns angesichts des Klimawandels nicht mehr leisten können – soll Potsdam die Chance ergreifen, mit dem “Staudenhof” ein einzigartiges Zeichen für eine Bauwende mit mehr Klimaschutz, Ressourcenschonung und sozialer Mischung zu setzen. Die öffentliche Diskussion um die Potsdamer Mitte entfachte sich bislang um die Konfliktlinie: „Barock vs. Moderne“. Dieser ideologische Streit muss jetzt beendet werden, um auf einem dritten Weg einen „Neuen Potsdamer Staudenhof“ als Ausgangspunkt für eine nachhaltige Stadtentwicklungspolitik zu schaffen: als gemeinsame Chance, den Gebäudebestand zukunftsfähig zu erhalten und weiterzudenken! Dafür spricht, dass die Baubranche einer der größten Ressourcenverbraucher sowie Treibhausgas- und Müllproduzent ist. Im „Staudenhof“ ist die Menge CO2 gebunden, die einem Wald mit 18.000 Buchen entspricht. Diese gingen beim Abriss verloren. Jeder noch so ökologische Neubau ist einem Umbau in der Klima-Bilanz weit unterlegen: Der geplante Neubau, der sogenannte „Block V“, würde sogar noch weitere 40.000 Bäume „verbrauchen“. Allein deshalb ist der Abriss großer, funktionstüchtiger Gebäude nicht mehr zeitgemäß, wird von der Fachwelt kritisiert und von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt.
Potsdam hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich 2019 mit dem Ausruf des Klimanotstands verpflichtet, „unseren Anteil (zu) leisten, um das Klima zu schützen und dem vom Menschen gemachten Klimawandel keinen Vorschub zu leisten“. Wir plädieren daher für die überfällige Sanierung statt dem Abriss des „Staudenhofs“! Mit dem Erhalt der im Bau gebundenen grauen Energie und Vermeidung einer Unmenge von Baumüll, dem Schutz von Ressourcenund Vermeidung von weiterem CO2- Ausstoß. Das modernisierte Gebäude wird dazu als Modellprojekt für den ökologischen und sozialen Weiterbau von Bestandsbauten entwickelt: Es kann umgebaut und durch Erweiterungen ergänzt werden, die in Holzbauweise mit vergleichsweise geringem Kosten- und Materialaufwand zu realisieren sind. Baukultureller Wert Mit dem Erhalt des Gebäudes kann auch der baukulturelle Wert des Staudenhof-Ensembles gewürdigt werden, welches eine Ausnahmestellung innerhalb der Ost-Moderne einnimmt. Wir schlagen vor , dass der „Staudenhof“ zum ersten Haus am Platz wird, das in der Mitte Potsdams zeigt, wie Gebäude und Städte im Zeichen des Klimawandels um- und weitergebaut werden können!

Wir fordern daher die Aufhebung des Abriss-Beschlusses der SVV und des Leitbautenkonzeptes für  den Block V sowie eine Neuausrichtung der Planungen hin zu einem ökologischen und sozial verträglichen Um- und Weiterbau des „Staudenhofs“! Wir wollen gemeinsam dafür streiten, dass der Erhalt und die Sanierung des Gebäudes am Staudenhof zu einem, auch über die Stadt Potsdam hinaus beachteten Modell für nachhaltige und sozialer Stadtentwicklung wird! Ein Zeichen der dringend benötigten Bauwende von nationaler und internationaler Bedeutung.


Potsdam, Staudenhof und Nikolaikirche (Bild: Leon Lenk)

Potsdam, Staudenhof und Nikolaikirche (Bild: Leon Lenk)

Anmelden

Registrieren

Passwort zurücksetzen

Bitte gib deinen Benutzernamen oder deine E-Mail-Adresse an. Du erhältst anschließend einen Link zur Erstellung eines neuen Passworts per E-Mail.