In Tokio hat das Ende des Capsule Tower (Kapselturm) begonnen: Im Stadtteil Nakagin hatte der japanische Architekt Kis­ho Kuro­ka­wa 140 Wohnwürfel auf 13 Stockwerken zu zwei Türmen aufeinandergestapelt. Was die Kunstgeschichte Metabolismus nennt, fand hier seinen prominenten Ausdruck. Das Leben der Stadt, der stete Wandel, sollte sich auch baukünstlerisch niederschlagen. So sollte am Capsule Tower jeder Wohnwürfel gegen einen neuen ausgetauscht werden können. Wurde er nur nie. Das größere Problem lag im mangelnden Bauunterhalt und im steigenden Wert des innerstädtischen Grundstücks, auf dem ein Neubau weit mehr Rendite versprechen würde. Als der Sanierungsstau zu immer schlechteren Bedingungen führte, sprachen sich die meisten Eigentümer:innen der Wohnwürfel 2007 dafür aus, den Capsule Tower durch einen gleich gestalteten Neubau zu ersetzen. Doch mehrfach hatten Investor:innen Interesse angemeldet, mehrfach hatte der Komplex die Eigentümer:innen gewechselt.

Eine aktive Gruppe von Abrissgegner:innen harrte lange aus, auch nachdem die Warmwasserzufuhr abgestellt worden war. Einzelne Kapseln wurden renoviert, als Büros oder Bibliothekseinheiten genutzt, an die steigende Zahl von Architekturfans vermietet, Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert, einige mobile Duschkabinen für die Körperhygiene organisiert. Im Frühjahr diesen Jahres wurde dann bekannt, dass auch die letzten Eigentümer:innen verkaufen wollen, womit dem Abriss am Ende nichts mehr im Weg stünde. In diesen Tagen starteten die Demontagearbeiten an der Architekturikone. Einzelne Wohnwürfel sollen erhalten bleiben, einige sollen an Museen abgegeben, auch eine Neugruppierung an einem neuen Standort ist nicht ausgeschlossen. (kb, 7.10.21)

Nakagin, Capsule Tower (Bild: links: urbzoo, CC BY 2.0, via flickr; rechts: Kakidai, CC BY SA 4.0)

Nakagin, Capsule Tower (Bilder: Titelmotiv: Dick Thomas Johnson, CC BY 2.0, 2021; unten links: urbzoo, CC BY 2.0, via flickr; unten rechts: Kakidai, CC BY SA 4.0)

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