Die 1960er waren die Ära des radikalen Infragestellens – sozial, politisch und kulturell. Der gesellschaftliche Aufbruch erfasste auch die Baukultur: Neben den Briten von Archigram wurde die Gruppe Superstudio populär. 1966 gründeten Peter Frassinelli, Alessandro Magris, Roberto Magris, Adolfo Natalini, Alessandro Poli und Christiano Toraldo di Francia in Florenz diesen Think Tank für Architektur und Design. Ihr genreübergreifendes Werk reicht von Möbel- und Objektdesign über Städtebau und Urbanistik bis zu Studien zur Entwurfstechnik. Superstudio nahm an Wettbewerben und Ausstellungen teil, veranstaltete Kurse und Vorlesungen an Hochschulen und prägte nicht zuletzt den Begriff des Antidesigns – als Gegenthese zum nüchternen Funktionalismus.

Mitbegründer Adolfo Natalini widmet sich nach dem langsamen dahinscheiden von Superstudio ab den späten 1970ern dem (meist postmodernen) Bauen: Es entstehen unter anderem das Edificio Per Office ad Alzate Brianza in Como (1978) und das Teatro della Compagnia in Florenz (1987). In Frankfurt/Main hat Natalini das 1984 fertiggestellte Haus Saalgasse 22 entworfen. Bekannt ist auch das Hochhaus im niederländischen Roermond (2009), das mit seinem Doppelzipfeldach irgendwie wirkt, als habe sein Schöpfer das Lübecker Holstentor als Büroturm neu denken wollen. Ab 1981 lehrt er zudem Architektur an der Universität Florenz. Am 23. Januar ist Adolfo Natalini im Alter von 78 Jahren gestorben. Nur sechs Monate nach seinem einstigen Superstudio-Partner Christiano Toraldo di Francia, von dessen Tod am 30. Juli 2019 wenig Notiz genommen wurde. (db, 25.1.20)

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