Vor gut einem Jahr sollte in Essen die Kapelle im Krankenhaus der Evangelischen Huyssens-Stiftung umgestaltet werden. Erbaut 1937 von den Architekten Carl Conradi und Paul Dietsch, zeigt der Gottesdienstraum (noch) typische Merkmale seiner Zeit: eine neoklassizistische Wandgliederung und viel Holz. Doch dann schlug die Debatte um die figurative bzw. zeichenhafte Ausstattung der Kapelle hohe Wellen: Das Altarbild mit dem blondgelockten Jesus wurde bereits 1994 entfernt. Die Glasgestaltung von Carl Bringmann zeigte eine ähnlich herbe Formensprache der 1930er Jahre. Und die Balkendecke trug christliche Symbolzeichen in ornamentalen, hakenkreuzartigen Verschlingungen. Der gesamte Kapellenraum sollte bereits im Frühjahr 2019 in ein neues, weiß-neutrales Gewand gehüllt werden.

Trotz anhaltender Proteste wurde die Kapellendecke im Mai 2019 “aus Gründen des Brandschutzes” abgenommen und eingelagert. Nun hat das LVR-Amt für Denkmalpflege erklärt, die Kapelle samt diskutiertem “Dekor” sei schutzwürdig: Die Stadt solle den Eintrag in die Liste vornehmen. Gegenüber dem “Nordanzeiger” erklärte Ratsherr Walter Wandtke (Die Grünen): Der Erhalt des Kapellenraums “kann ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung insbesondere gegen rechtsradikale Tendenzen sein”. Am 6. Februar spricht der Ratsausschuss für Stadtplanung über die avisierte Unterschutzstellung. Gerade derart spannungsvolle Räume können einen unverzichtbaren Anstoß liefern, über altes Schubladendenken von “guter” und “schlechter” Moderne hinaus etwas über diese Stilepoche zu erfahren. (kb, 26.1.20/3.2.20)

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