Die Rekodebatte hat die Ostmoderne erreicht, nur dieses Mal geht es andersherum: Nicht ein Barockbau soll wiedererstehen, sondern ein Pavillon der Zeit um 1970. In Dresden regte sich bereits 2016 massiver Widerstand gegen den geplanten Abriss des Pinguin-Cafés im Zoo. Ursprünglich 1969 von Erich Lippmann in Berlin errichtet, wurde das Café erst 1973 nach Dresden versetzt, hinzu kam ein Pinguin-Wandfries von Gerhard Papstein. Auf Initiative des Netzwerks Ostmoderne kam der Plan auf, den Systembau in seine Einzelteile zu zerlegen, einzulagern und mit einem andernorts aufzubauen. So geriet der Abriss im Jahr 2017 zum Abbau und weite Teile der Konstruktion wurden im Lapidarium in der Südvorstadt eingemottet.
Schon 2019 ploppten Nachrichten auf, dass es einen neuen Ort für den Pavillon geben könnte: an der Nord-Süd-Achse zwischen Helmholtz- und Kohlenstraße. Eine Berliner Ausstellung zeigte Elemente des abgeschlagenen Baus. Und inzwischen liegt eine Machbarkeitsstudie der Stadt vor, wie der Wiederaufbau des Pinguin-Cafés im Südpark im Rahmen der Bundesgartenschau (Buga) 2033 aussehen könnte – samt Visualisierung. Alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass sich die Stadt auf Grundlage der Machbarkeitsstudie dazu entschließt, die Buga-Bewerbung weiterzuverfolgen und damit am Ende erfolgreich sein wird. Es wäre nicht der erste Fall, dass im Windschatten von Eventbewerbungen das ein oder andere sympathischen Kleinprojekt eine Zukunft erhält. Das Netzwerk Ostmodern jedenfalls, das sich seit Jahren für den Erhalt des Cafés einsetzt, zeigt sich optimistisch. (kb, 20.10.23)
Dresden, Visualisierung des Buga-Areals mit dem rekonstruierten Pinguin-Pavillon (Bild: © Machbarkeitsstudie BUGA 2033, ARGE KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH und UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten)