Was dem Architekten Franz Lichtblau um bayerischen Geretsheim glückte, wäre in der Fußballsprache ein Double: Er baute gleich zwei Kirchen, die heute zu einer evangelisch-lutherischen Gemeinde gehören. Bis 1960 entstand nach seinen Entwürfen die Petruskirche, ein Ensemble aus Turm und Schiff, mit einer Ausmalung von Hubert Distler. Zehn Jahre später wurde mit der Versöhnungskirche ein neuer Gottesdienstraum eingeweiht, der alle gemeindlichen Funktionen in einem Baukörper auf sieben verschränkten Sechseckgrundrissen zusammenbindet. Nach außen zeigt sich die Versöhnungskirche mit Glockenträger holzverschindelt. Die Konstruktion wurde nach Entwürfen von Franz Lichtblau und Ludwig N. J. Bauer errichtetet mit dem Trelement-Aluminium-Bausystem (Eberhard Rensch), das in verschiedenen Baugattungen angewendet wurde – im kirchlichen Raum auch bei der Apostelkirche in Rosenheim (1972, ebenfalls Franz Lichtblau/Ludwig N. J. Bauer).

In den letzten Jahren hat die Versöhnungskirche alle prominente fachliche Aufmerksamkeit genossen. 2020 und noch einmal zur Jahreswende 2022/23 haben sich Studierende der Technischen Universität München (TUM) unter der Leitung von Prof. Andreas Putz mit dem Bau auseinandergesetzt. Eine Ausstellung im Architekturmuseum der TUM hob den Bau als prägend hervor. Und Florian Lichtblau, Sohn des Kirchenerbauers, führte mit den beiden lokalen Pfarrern höchstselbst durch die Räume. Trotzdem wollen die schlechten Nachrichten nicht verstummen. Seit 2021 wird um eine mögliche Schließung und den Verkauf des Grundstücks in immobilienwirtschaftlich attraktiver Lage gerungen. Jüngst meldete sich der dortige Pfarrer Theo Heckel in der Presse zu Wort. Für ihn ist die Entwidmung der Versöhnungskirche beschlossene Sache – und ein Abriss sogar wahrscheinlich. Denn ab 2030 stehe der Gemeinde nur noch ein Pfarrer zur Verfügung – und die verbleibende Petruskirche soll um ein neues Gemeindehaus ergänzt werden. (kb, 22.6.23)

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