München: Open Call für das Justizzentrum

In München versammelte sich die “Initiative Justizzentrum Erhalten” im Februar 2023 in Eisbärenkostümen dem Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße in der Maxvorstadt. In blutroten Buchstabenfolge hielten die Aktivist:innen ein Schild in die Kamera: “Das Abbrechen abbrechen”. Anlass der anhaltenden Proteste ist der drohende Verlust eben jenes brutalistischen Gebäudes, das 1977 nach den Entwürfen von Peter Kaup fertiggestellt wurde. Der 1939 geborene Architekt hatte seinen Beruf nach dem Krieg in München an der Staatsbauschule erlernt und anschließend ein eigenes Büro gegründet. 1976 wechselte er für einen Lehrauftrag nach Hannover, um sich zuletzt ab 1991 wieder in führenden bayerischen Architekturgremien zu engagieren. Doch 2025 soll das Justizzentrum an einem neuen Standort am Leopoldplatz einen Neubau beziehen. Was mit dem Bestandsbau geschehen soll, wird aktuell vom Eigentümer, dem Freistaat Bayern, geprüft – ein Abriss ist nicht ausgeschlossen.

Mit einem Open Call richtet sich die Initiative – unterstützt von den Bezirksausschüssen Maxvorstadt und Neuhausen, von der Trias-Stiftung, der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung und der Architekturkulturstiftung – nun an die breite Öffentlichkeit. Gesucht werden Ideen für die Zukunft des brutalistischen Originalbaus “von der Handzeichnung bis zur Videoarbeit”, so die Auslober:innen. Ziel ist nicht nur eine breite Debatte über die Zukunft des Bestandsbaus, sondern auch eine beispielhafte Bewusstmachung des Werts für viele zum Abriss stehende Münchener Bauten. Die genau Aufgabenstellung ist ab heute online abrufbar. Teilnehmen können Einzelne oder Teams, insgesamt steht ein Preisgeld von 5.000 Euro bereit, das unter den dann – von einer qualifizierten Jury – Ausgezeichneten aufteilt wird. Die Ergebnisse sollen öffentlich ausgestellt werden. Schriftliche Rückfragen sind möglich bis zum 24. April 2024, ein Rückfragen-Kolloquium ist für den 26. April 2024 angesetzt, die Abgabe der Einreichungen ist bis zum 7. Juni 2024 möglich, die Jury trifft sich im Juli 2024, die Ausstellung ist im Anschluss geplant. (kb, 8.4.24)