Die Wohnstadt Asemwald in Stuttgart, die in den 1960er Jahren eines der meistdiskutierten städtebaulichen Projekte der Bundesrepublik war, wurde 50 Jahre alt. Ein Rückblick auf ihre Entstehungsgeschichte zeigt eine enorme Resonanz in der damaligen Öffentlichkeit, sehr viel Kritik auf der einen und sehr viel Lob auf der anderen Seite. Zu den Zielen der Planungen der Architekten Otto Jäger und Werner Müller zählte, der Zersiedlung des Baulandes im Bereich von Stuttgart entgegenzuwirken. Man hoffte, in der Bebauung bei großer Dichte und Einwohnerzahl eine prototypische, wirtschaftlich tragbare Alternative zu den bisherigen Siedlungsformen – auch zu den Einfamilienhäusern – zu erhalten. Und es war der Wunsch der Stadt Stuttgart, Eigentum zu erschwinglichen Preisen für Stuttgarter Bausparer zu schaffen.1958 wurden daher 1.200 Eigentumswohnungen für etwa 4.000 Menschen in einem einzigen, 650 m langen und 50 m hohen Baukörper geplant. Das von den Medien anspielungsreich „Hannibal“ genannte Projekt erfuhr in der Folge stürmische Ablehnung. Die vielen Gegenstimmen führten zu mehrfachen Änderungen des Gesamtkonzepts. So wurde „Hannibal“ 1963 zunächst in zwei Blöcke aufgeteilt und 1967 in drei 23-geschossige Hochhäuser umgeplant. Die innere Aufteilung änderte sich jetzt so, dass von jedem Flur nur drei Wohnungen erschlossen werden sollte und quasi jeder Bewohner mit dem Aufzug zu seiner Wohnungstür fahren konnte. Für die Wohnungen war einen hohen Wohnstandard geplant, mit der bestmöglichen Besonnung, ohne gegenseitigen Einblick sowie mit einer weitgehend unverbaubaren Aussicht.

Bereits 1962 war Stuttgart-Asemwald als endgültiger Standort des Projekts ausgewählt worden. Die Neue Heimat Baden Württemberg wurde Bauherr der Wohnstadt. 1968 erteilte die Stadt die Baugenehmigung, und bereits 1969 eröffnete das Musterhaus als Werbeobjekt für den Wohnungsverkauf. Schließlich waren 1971 das erste Hochhaus und im Jahr darauf die beiden anderen bezugsfertig. 1972 wurde auch das Ladenzentrum eröffnet sowie die riesige Tiefgarage, über der Spielwiesen und Gartenanlagen geschaffen wurden.Bis heute hat sich vor Ort die vor 50 Jahren geschaffene Struktur nahezu unberührt erhalten, etwa die Ausstattung mit Gemeinschaftsräumen wie z. B. Sitzgruppen im Foyer der Hochhäuser, mit Restaurant, Sauna und Schwimmbad. Die Fußwege auf der Gesamtanlage besitzen noch die gedeckten Pergolen, auch die Außenbereiche mit ihren Kunstwerken sind im Zustand von 1972. Überzeugen kann man sich davon bei einem Rundgang am Samstag, 3. Dezember um 15 Uhr. Es ist dies die letzte Führung, die anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Wohnstadt Asemwald kostenlos und ohne Anmeldung veranstaltet wird. Treffpunkt ist die Info-Säule am südlichen Brückenausgang. (Martin Pozsgai, 30.11.2022)

Stuttgart Asemwald “Hannibal” (Bild: SebW86, CC BY-SA 4.0)

Stuttgart Asemwald "Hannibal" (Bild: SebW86, CC BY-SA 4.0)

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