Wer als Architekt in den 1930er Jahren dem Neuen Bauen zugeneigt war, der dachte und lebte international. Zum einen suchte er grenzübergreifend nach großzügigen Experimentierfeldern für die Moderne. Zum anderen wurde er oft nicht ganz freiwillig von wechselnden politischen Strömungen von Land zu Land getrieben. Auch der Poelzig-Schüler Rudolf Hamburger (1903 -80) reiste damals im Dienst seiner baukünstlerischen Ideale von Berlin bis nach ­Shanghai. Die national­sozialistische Bedrohung im Nacken, ließ er sich über seine Ehefrau, die Schriftstellerin ­Ursula Hamburger (alias Ruth Werner), für den sowjetischen Geheimdienst gewinnen. Am Ende geriet er zwischen die weltpolitischen Mühlen der Chinesen, Briten, Amerikaner und Sowjets, war lange im Gulag inhaftiert.

1955 in die DDR zurück­gekehrt, konnte er in ­­Dresden und ­Hoyerswerda als Architekt aktiv werden, als die Stasi auf ihn aufmerksam wurde. Damit lässt sich an Hamburgers Lebensweg der Wechsel zwischen Anpassung und Widerstand ablesen, den viele deutsche Bauschaffende seiner Generation teilen. Eine spannungsreiche Geschichte, die Eduard Kögel nun in seiner neuen Publikation bei Dom Publishers entfaltet. Wer vor dem Lesen schon einmal in die Gedankenwelt des Buchs reinhören will, kann dies online bei der virtuellen Buchvorstellung tun. (kb, 14.11.20)

Kögel, Eduard, Architekt im Widerstand. Rudolf Hamburger im Netzwerk der Geheimdienste, Dom Publishers, Berlin 2020, 21 x 23 cm,336 Seiten, 170 Abbildungen, Softcover, ISBN 978-3-86922-761-0.

Titelmotiv: Rudolf Hamburger 1955, direkt nach der Rückkehr aus der Sowjetunion, auf der Dachterrasse von Richard Paulicks Wohnung in der damaligen Stalinallee in Ost-Berlin (Bild: © Nachlass Familie Hamburger)

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