Die 2017 erstmals gezeigte Ausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“ des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände Nürnberg eröffnet in wenigen Tagen an einem nicht minder geschichtsträchtigem Ort: Ab 9. Juni 2020 ist sie im Historisch-Technischen Museum Peenemünde (HTM) in der Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerkes zu sehen – einem Ort, an dem mit Wernher von Braun ein anderer vermeintlich “guter Nazi” mitverantwortlich für die kriegerische Waffenforschung zeichnete. Albert Speers Selbstrechtfertigung und Entschuldung begann schon bei seiner Verteidigung im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, in der sich der Architekt und Rüstungsminister als verführt von der Aura Hitlers und der modernen Gestaltungsdynamik des Nationalsozialismus darstellte. Vom systematischen Mord an den europäischen Juden habe er – wie die überwiegende Mehrheit der Deutschen – keine Kenntnis gehabt.

Diese Darstellung war seinen Landsleuten ein willkommenes Argument, um mit der eigenen Vergangenheit zurechtzukommen. Nach seiner Haftentlassung 1966 gerierte sich Speer zum Kronzeugen der Geschichte und zum regelrechten Medienstar. Lange folgten selbst Historiker seiner geschönten Darstellung, die archetypisch fürs langjährige westdeutsche Geschichtsverständnis steht. Die Ausstellung ist ein Einblick in die Medienwelt der 1960er bis 1980er Jahre, stellt aber der (Selbst)Inszenierung historische Fakten und Stellungnahmen heutiger Historiker gegenüber. Die Ausstellung wird in Peenemünde bis zum 30. August gezeigt. (db, 30.5.20)

Peenemünde, Turbinenhalle (Bild: Ziemowit Cabanek, CC BY-NC 2.0)

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