Der Architekturjournalist Ulrich Brinkmann hat einen ganz eigenen Blick auf die Nachkriegsmoderne, denn er sammelt Postkarten. Mit den Jahren hat er einen gute Riecher für pittoreske, ungewöhnliche, kuriose Motive europäischer Städte und Landschaften entwickelt. Und inzwischen bringen ihm Freund:innen und Bekannte von unterwegs die ein oder andere Entdeckung mit. Seine schönsten Stücke zeigt Brinkmann, feinsäuberlich nach Themen sortiert, in Ausstellungen und Büchern. Auf den Auftakt unter dem Titel “Achtung vor dem Blumenkübel” zu deutschen Fußgängerzonen folgte ein Band mit italienischen Motiven.
Brinkmanns neuestes Buch versammelt Postkarten zum Thema Straße in ost- und westdeutschen Städten. Heute hat das Konzept der autogerechten Stadt hat einen denkbar schlechten Ruf. An die Stelle der Stadtautobahn ist die Vision einer fahrrad- und fußgänger:innenfreundlichen Verkehrsführung getreten, durchbrochen von öffentlichen Freiräumen mit viel Grün. Doch in der Nachkriegsmoderne war eine mehrspurige Fahrbahn durchaus bildwürdig, denn sie stand für stilvolle Urbanität in einer immer mobiler werdenden Gesellschaft. Einen nostalgischen Blick zurück in diese Epoche kann man sich nun unter dem Titel „Vorsicht auf dem Wendehammer!“ erblättern. (kb, 1.4.23)
Rostock, Ernst-Thälmann-Platz (Bild: VEB Bild und Heimat, Reichenbach i. V. (Müller))
Berlin, Gedächtniskirche mit Autotunnel (Bild: Kunst und Bild, Berlin)
Dresden, Neubauten an der Leningrader Straße (Bild: Brück & Sohn, Meißen)
Universitätsstadt Gießen/Lahn, Selterstor (Bild: Gebr. Metz, Tübingen (hdgbw Stuttgart))
Wolfsburg, Berliner Brücke (Bild: Ferdinand Lagerbauer, Hamburg)
Messestadt Leipzig, Kreuzungspunkt am Friedrich-Engels-Platz (Bild: Walter Werner KG Verlag, Markkleeberg)