Im Kontext der Lebensreform entstand nördlich von Dresden ab 1908 ein Siedlungsexperiment mit außerordentlichem sozial- und kulturreformerischem Anspruch: die Gartenstadt Hellerau. Die von den Entwürfen des Briten Ebenezer Howard inspirierte Siedlung propagierte den Aufbruch in eine neue Ära. Hellerau setzte den Problemen, die dem deutschen Kaiserreich durch eine rücksichtslose Industrialisierung entstanden waren, Innovation, Provokation und Selbstreflexion entgegen. Es entstand ein Ort der Suchenden und Hoffenden, aber des tatkräftigen Pragmatismus. Wegen seiner neuen Theater- und Wohnarchitektur und des wegweisenden Siedlungsbaus wurde es zu einem Pilgerzentrum der künstlerischen Avantgarde Europas. An Hellerau lässt sich noch heute ein bedeutendes Stück Geschichte des beginnenden 20. Jahrhunderts ablesen. Der Förderverein Weltkulturerbe Hellerau e.V. setzte sich 2011 zum Ziel, die Gartenstadt ins UNSECO-Welterbe aufnehmen zu lassen. 2012 startete das aktuell andauernde Bewerbungsverfahren. Mit einer Ausstellung im ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen werden nun bis 22. Oktober die Inhalte der Hellerauer Bewerbung und die Siedlung selbst mit Fokus auf das Zeitfenster 1908-1914 vorgestellt.
Die Ausstellung soll auch eine Einladung sein, Hellerau vor Ort weiter zu entdecken. Zusätzlich zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm: Am 13.09.2022 um 19:00 Uhr gibt es den Vortrag „Die Gartenstadt Hellerau als umfassendes Zeugnis der Lebensreform“ von Dr. Nils M. Schinker, Dr.-Ing., Architekt, Architekturhistoriker und Denkmalpfleger. Am 27.09.2022 um 19.00 Uhr spricht Friederike Hansell, Referentin für Welterbe, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen über „Sächsisches Welterbe.“ Um am 08.10.2022 um 15:00 Uhr werden junge Fans versorgt: Anette Hellmuth vom Förderverein Weltkulturerbe Hellerau e.V. lädt Kinder zwischen 7 und 10 Jahren (mit Begleitung durch Erwachsene) zur Führung „Die Deutschen Werkstätten und Hellerau für Kinder – Eine Expedition durch Werkstatt und Siedlung“; Treffpunkt: Deutsche Werkstätten Hellerau GmbH, Moritzburger Weg 68, 01109 Dresden. ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen im Kulturpalast Dresden, Schloßstraße 2, 01067 Dresden; Dienstag – Samstag 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt frei. Das Buch „Hellerau. Ort der Moderne – Kontinuitäten und kontroverse Wechselwirkungen“ ist pünktlich zur Ausstellung im Sandstein Verlag erschienen und kann im ZfBK erworben werden. (db, 10.9.22)