Kurz vor dem 60. Geburtstag soll in Bremen mit der Schönebecker Kirche der letzten der einst in der Hansestadt aufgeschlagenen Holzmontagebauten abgerissen werden. In den 1960er Jahren wurden im Rheinland “versetzbare Kleinkirchen” produziert. Aus einem Wettbewerb (1959) hatte man – nach verschiedenen Probebauten auch anderer Architekten – zwei Montagesysteme für die Serienfertigung ausgewählt: Vom zeltförmigen Typ A (Helmut Duncker mit Martin Görbing, Düsseldorf) entstanden so mindestens 27 Stück, vom flachgedeckten Typ B (Otto Leitner mit Johann Huf, Unterpfaffenhofen bei München) waren es mindestens acht Exemplare.
Einige Wanderkirchen wurden tatsächlich weitergereicht, doch oft freundete man sich vor Ort mit den charmanten Holzbauten an und kaufte sie auf Dauer. In Bremen hatte man in den 1960er Jahren gleich mehrere Duncker-Modelle eingesetzt, so auch 1964 im Bremer Stadtteil Schönebeck. 1965 kam ein Glockenträger hinzu, 1993 wurde die weiße Altarwand eingezogen. Als vor einigen Jahren um die Zukunft des Montagebaus gerungen wurde, übergab man ihn 2003 an das Lilge-Simon-Stift – und er konnte weiterhin auch durch die Gemeinde genutzt werden. Diese Nutzungspartnerschaft endet jetzt, wie die Kirchengemeinde der Presse bekannt gab. Morgen, am 4. Juni 2023, findet der Entwidmungsgottesdienst statt. Andernorts hat man den Wert von Systemkirchen längst erkannt, das Bartning’sche Notkirchenprogramm gilt als ikonisch – und längst sind Montagekirchen der Freilichtmuseen für würdig befunden worden. Es bleibt zu hoffen, dass man in Bremen doch noch die Potenziale der Schönebecker Wanderkirche nutzt und sie dorthin weiterreicht, wo sie geschätzt und gebraucht wird. (kb, 3.6.23)
Bremen, Schönebecker Kirche (Bild: Wilfried Willker, CC BY SA 4.0, 2010er Jahre)