Mehrfach vermeldete moderneREGIONAL schon das bevorstehende Ende des Bitterfelder Kulturpalastes. Dabei hatte das bis 1954 im Stile des sozialistischen Klassizismus errichtete Gebäude für die DDR-Kulturpolitik eine überaus große Bedeutung. So wurde dort der “Bitterfelder Weg” begründet, eine Direktive in der DDR-Kulturpolitik, die Künstler dazu aufforderte, werktätig zu werden und gleichzeitig Arbeiter bei künstlerischen Bemühungen anzuleiten: “Greif zur Feder, Kumpel, die sozialistische deutsche Nationalkultur braucht dich!” Nach dem Komplettleerstand ab 2016 beantragte die damalige Eigentümergesellschaft des Chemieparks Bitterfeld sogar den Abriss des Kulturpalasts. Nachdem dieser durch den Erwerb des Gebäudes durch einen kürzlich verstorbenen Investor abgewendet werden konnte, wird der Palast nun nach Jahren des Leerstandes sogar wieder bespielt.

Das Kunstfestival “Osten” nimmt das Gebäude als “Festival für Kunst und gegenseitiges Interesse” in Beschlag – und macht es intensiver erlebbar denn je zuvor: Über einen Schubkarren-Parcours laufen die Besucher:innen über Rampenkonstruktionen durch das Gebäude, erkunden auf diese Weise auch jene Räume, die sonst Besucher:innen nicht offenstehen. Auf dem Parcours liegen verschiedene Stationen, Regieanweisungen machen dabei die Besucherinnen selbst zu Kunstschaffenden. Darüber hinaus gibt es viele weitere künstlerische Aktivitäten in und um den Palast – Theater, Film, Lesungen, Diskussionen, Installationen und Performances, die zum Teil auch in anderen Teilen der Doppelstadt Bitterfeld-Wolfen, wie beispielsweise der mittlerweile größtenteils abgetragenen Großwohnsiedlung Wolfen-Nord stattfinden. Dabei werden ehemalige und aktuelle Bewohner:innen Bitterfelds fast immer mit einbezogen – Ausdruck dafür sind auch die zahlreichen Workshops im Sinne der “Zirkelkultur” der DDR. Erlebbar ist das alles noch heute und am kommenden Wochenende. (fs, 10.7.2022)

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