Die Rollenverteilung ist ungewohnt: In Bergen-Belsen will die Gemeinde ihre Kirche aufgeben, der Bischof hingegen plädiert für den Erhalt. In der Zeitschrift “Herder Korrespondenz” bezog er sich vor allem auf den Zeichencharakter der Sühnekirche (1961, Josef Fehlig), die an die Opfer des NS-Regimes erinnert. In direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen, an der Bahnstrecke, verbinden sich im Kirchenbau viele Bilder und Deutungen. Der zum Portalturm hin spitz zulaufende Grundriss erinnere an einen Kelch, so eine der Optionen. Schon der Standort, die Nähe zum ehemaligen Konzentrationslage Bergen-Belsen, gab der Gemeinde ein schweres Thema vor.

Mit dem Patrozinium, Sühnekirche vom Kostbaren Blut, wurde dieser Auftrag angenommen und in der Ausstattung aufgegriffen: Im Scheitelpunkt des Grundrisses, über dem Altar, erinnert eine Ecce-Homo-Figur des Künstlers Josef Krautwald an das Leiden in Gefangenschaft (und dessen mögliche Überwindung). Auch die Motive der Glasgestaltung und die „Sargform“ des Altars werden in diesem übertragenen Sinn interpretiert. Nicht zuletzt öffnet sich der Bau zu der Bahnstrecke, auf der viele Gefangene ins Lager transportiert wurden. Viele weitere Details binden den Bau zu einer „Mahn- und Gebetskirche“ für die Opfer der NS-Zeit zusammen. Im Sommer letzten Jahres war bekannt geworden, dass der Abriss der Sühnekirche geplant ist. Die Gottesdienstbesucher:innenzahlen gingen zurück, die anstehende Sanierung sei finanziell nicht zu bewältigen. Ob der Erhalt der Kirche auf Dauer möglich ist, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob sich das Bistum nach den mahnenden Worten auch finanziell dafür engagieren wird – oder ob sich passende außerkirchliche Nutzungspartner:innen finden lassen. (kb, 31.1.23)

Bergen, Sühnekirche (Bild: Ralf Krob, Juni 2022)

Bergen, Sühnekirche (Bild: Ralf Krob, 2022)

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