Das Diesterweg-Gymnasium (1977, Pysall, Jensen & Stahrenberg) in Berlin-Wedding gilt als erstes Oberstufenzentrum der Stadt, das die reformpädagogischen Ziele der 1960er und 1970er Jahre verkörpert. Bereits seit Längerem wird intensiv über einen Abriss, aber auch über eine mögliche alternative Nutzung des 2011 geschlossenen, seit 2019 denkmalgeschützten Ensembles diskutiert. Vor und nach einem Wasserschaden wurde der Verdacht einer Asbestbelastung ins Feld geführt und wieder bestritten. Am Sonntag, 11. September 2022, wartet die Initiative ps wedding in Berlin anlässlich des TofD von 11 Uhr bis 16 Uhr mit Kaffee und Kuchen in der Swinemünder Straße 79 auf Interessierte. Dort gibt es die Ausstellung „Schulreform, Spätmoderne und 10 Jahre Leerstand“ zu sehen. Zusätzlich werden um 12 und 14 Uhr Führungen angeboten (nur im Außenraum, eine Innenbesichtigung ist leider nicht möglich). Hintergrund der Initiative ist die klare Forderung: die sofortige nachbarschaftliche Nutzung der ehemaligen Bibliothek des PS Wedding. Denn weiterhin ist die Zukunft ungewiss – nicht umsonst hat das Berliner Kulturerbenetzwerk den Bau in seine Rote Liste gesetzt.
Auch in der ehemaligen Bundeshauptstadt sendet der TofD Roten Abrissalarm: Unter dem Titel „Spuren der Verwüstung: Besichtigung einer Abrisswelle“ führt Axel Kleinschrodt am Sonntag, 10. September 2022, um 10 Uhr durch Bonn (Treffpunkt: Hauptbahnhof, am Eingang zur Unterführung) für die AG Nachkriegsarchitektur im Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. zu den Orten verpasster Chancen, zu verlorenen Bauten der 1950er bis 1970er Jahre. Und wer im (*hust*) erweiterten Speckgürtel von Bonn, genauer gesagt in Königswinter, ein positives Beispiel von Krisenbewältigung besichtigen will, dem sei die Evangelische Kirche in Oberpleis (Ittenbacher Straße 35, 53639 Königswinter) empfohlen. Am Sonntag, 11. September 2022, bietet Kai Zielke zwischen 11.30 und 16.30 Uhr Führungen nach Bedarf an (weitere Termine sind, nach Absprache, auch außerhalb des Denkmaltags möglich: kai.zielke@ekir.de). Die Bartning-Diasporakapelle (Typ D) setzte um 1950 erfolgreich die Serie der Notkirchen fort. Gottesdienst und Gemeindearbeit in einem Holzmontagebau unter einem Dach – samt Altartisch zum Wegklappe, die bis heute bestens funktionieren. (kb, 10.9.22)