Nach dem “Anschluss” Österreichs an das damals nationalsozialistisch regierte Deutschland im Jahr 1938 kam auch die Kunst in den Blick der neuen Machthaber. Zunächst wurden in Wien alle bestehenden Kunstvereine aufgelöst, dann versuchte sich die Reichskammer der bildenden Künste an der Gleichschaltung aller Zweige von Malerei bis Mode. Nur wer Mitglied war, durfte seine Profession auch ausüben – was Jüd:innen und politisch Andersdenkende zwangsweise außen vor ließ. Nun wurde zum ersten Mal in einer Publikation zusammengefasst, was die wissenschaftliche Aufarbeitung der knapp 3.000 Mitgliederakten eben jener Institution über die damaligen Vernetzungen und Einflussnahmen im Wien jener Jahre enthüllt.

Die Wiener Kunsthistorikerinnen Ingrid Holzschuh und Sabine Plakolm-Forsthuber beleuchten dabei sowohl die Lebensläufe einzelner Protagonist:innen als auch verschiedene Ausstellungen, Sparten und Kunstwerke, darunter etwa die Ausstattung des Wiener Rathauses im Jahr 1938. Auch die Brüche und Verbindungslinien zur Zeit nach 1945 werden nicht ausgespart. Die Publikation begleitet eine gleichnamige Ausstellung im Wien Museum (MUSA, Felderstraße 6-8, 1010 Wien), die dort noch bis zum 24. April 2022 zu sehen sein wird. Hier übt man kuratorisch sensible Zurückhaltung, um den inzwischen historischen Stücken keinen feierliche Nimbus zu verleihen: De Exponate werden so gezeigt, wie sie vor Ort im Magazin bzw. Depot aufbewahrt werden. (kb, 20.12.21)

Holzschuh, Ingrid/Plakolm-Forsthuber, Sabine, Auf Linie. NS-Kunstpolitik in Wien. Die Reichskammer der bildenden Künste, Birkhäuser Verlag, Berlin 2021, Broschur, 31 x 22 cm, 344 Seiten, 234 Abbildungen, ISBN 978-3-0356-2426-7, E-Book (PDF): 978-3-0356-2427-4.

Viktor Weixler, Entwürfe für eine Galauniform und einen Wintermantel für die Wiener Sängerknaben, 1944, Wien Museum (Foto: Paul Bauer © Wien Museum)

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