Gera-Lusan, Birkenstraße (Bilder: privat, links: Titelmotiv)
„Als in Gera-Lusan 1972 die ersten Straßen entstanden, wurden sie provisorisch als ‚Baustraßen‘ bezeichnet. Für die offiziellen Straßennamen orientierte man sich später oft an der geplanten Bepflanzung. Meine Großeltern waren 1975 Erstbezieher in der Birkenstraße. Hier wuchsen meine Mutter und meine Tante auf. Auch ich sollte hier die Kombinierte Kindereinrichtung besuchen. Ich ging in die nahegelegene Schule, die meine Mutter und Tante zuvor besuchten und in die meine jüngere Schwester heute geht. Dies alles klingt recht dörflich, würde es sich nicht um den ersten Abschnitt des Neubauviertels handeln. Sechs weitere Abschnitte folgten, am 30. Juni 1985 sollte Lusan 44.086 Einwohner zählen, bevor Mitte der 90er Jahre der Rückbau begann. Viele Straßen wurden umbenannt. Die Birkenstraße blieb. Sie veränderte sich trotzdem. Der Plattenbau meiner Eltern und die Kindereinrichtung verschwanden. Die Wohnung meiner Großeltern wurde saniert. Für mein Buch ‚Stadtbilderklärer Gera-Lusan‘ begab ich mich auf Spurensuche: bei Zeitzeugen, in Archiven und mit der eigenen Kamera. Ich wohne heute nicht mehr in Gera. Die Birkenstraße passiere ich aber bei jedem Besuch immer wieder gerne.“ (Christoph Liepach, * 1990, heute Grafiker, Kunstpädagoge und interessiert an der Ästhetik der Platte)
Spielende Kinder Mitte der 1970er Jahre in Gera-Lusan (Bild: Hans-Jürgen Schaap)
Blick auf den zweiten Bauabschnitt von Gera-Lusan (Foto: Winfried Mann, Quelle: Stadtmuseum Gera)
Gera Lusan durch das Auge des Grafikers im Stil der Bauzeit (Grafik: Christoph Liepach)
Kombinierte Kindereinrichtung in der Kastanienstraße 2 von Gera-Lusan (Foto: Winfried Mann, Quelle: Stadtmuseum Gera)
Grafisch aufbereitete Bauweise (unter Verwendung der WBS 70) der Kombinierten Kindereinrichtungen wie z. B. 1980 in der Werner-Petzold-Straße in Gera-Lusan (Grafik: Christoph Liepach)
Kind vor einem Brunnen Mitte der 1970er Jahre in Gera-Lusan (Bild: Ulrich Preis)
Bildmosaike (Peter Kraft) in der Zeulsdorfer Straße von Gera-Lusan (Bilder: Christoph Liepach)
Balkone heute in Gera-Lusan (Bild: Christoph Liepach)
Blick auf Gera-Lusan (Foto: Winfried Mann, Quelle: Stadtmuseum Gera)
Sein aktuell im mdv (Mitteldeutscher Verlag) erschienenes Buch „Stadtbilderklärer Gera-Lusan“ versteht Christoph Liepach als Erinnerungsbuch und zugleich beispielhafte Dokumentation einer Neubausiedlung der DDR. Layout, Bild und Grafik gestaltete er als Reminiszenz an das Design der 1970er Jahre.
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Inhalt
ESSAY: Heimat Beton
Martin Bredenbeck, * 1977, (Kunst-)Historiker, kehrt heim zum Mülheimer Pfarrerbungalow seiner Familie – und sinniert grundsätzlich über Beton und Heimat.
Gundernhausen: „Auf dem Balkon“
Tobias Wolf, * 1979, Bezirkskonservator, blickt für mR noch einmal vom Wohnhaus seiner Kindheit in einer Neubausiedlung der Nachkriegszeit bei Darmstadt.
Gera-Lusan: „Die Birkenstraße blieb“
Christoph Liepach, * 1990, Grafiker/Kunstpädagoge, sucht das Plattenbauviertel seiner Kindheit auf.
Saarbrücken: „Blütenbote im Museum“
Julius Reinsberg, * 1986, Historiker, ging im Archäologischen Institut auf Spurensuche – und fand den Ort seiner ersten Erfahrungen in der Schauspielerei.
Berlin: „Der kleine Stadtbummler“
Denis Barthel, * 1970, Architekturfotograf, machte seine ersten Gehversuche in der Architekturmoderne mit einem Kinderbuch – und mit was für einem!
Wiesbaden: „Schuhkauf mit Rutsche“
Daniel Bartetzko, * 1969, Journalist, findet den Höhepunkt seines damaligen Einkaufsbummels wieder – und hat wieder genauso viel Spaß daran.
Blomberg: „Sieben Tage urlaubskrank“
Karin Berkemann, * 1972, Theologin/Kunsthistorikerin, quälte sich einst liegend durch den Urlaub. Jetzt wohnen Flüchtlinge im westfälischen Feriendörfchen.
Garbsen: Ein Stadtteil fotografiert sich!
Aus einer Plattenbausiedlung bei Hannover: Bewohner stellen historische Fotografien an den heutigen Orten nach.
Foto-Wettbewerb: Alle Gewinner!
Die preisgekrönten Einsendungen unserer Leser!
Foto-Wettbewerb: Außer Konkurrenz!
Einfach zu charmant zum verstecken: Einsendungen auf unseren Foto-Wettbewerb „Generation Beton“, die wir Ihnen nicht vorenthalten können.