zusammengestellt von moderneREGIONAL (23/3)

Ob Ost oder West: Stadthallen und Kulturpaläste solten etwas her machen, wurden stets als Visitenkarten der jeweiligen Städte gesehen. Und waren immer Ausdruck der Architekturmode und der gesellschaftlichen Ideale ihrer Zeit. Gerade in den Klein- und Mittelstädten der BRD finden sich wahre Perlen: Zwischen 1975 und 1995 gab es hier noch einmal eine Blütezeit der Kulturbauten. Doch die DDR-Kulturhäuser mit ihrer stilistischen Vielfalt zwischen Neoklassizismus und Spätmoderne mussten sich hinter ihrer West-Verwandtschaft nie verstecken. Mitunter wurde dort auch besser und kreativer gebaut – je nach dem, wie der politische Wind gerade wehte. Wir zeigen Ihnen unsere zehn Lieblingshallen (auch als Reisetipp zu verstehen). Natürlich sind sie nach total objektiven Gesichtspunkten gewählt! Und es kann sein, dass wir schon in Bälde zehn neue Favoriten haben. Denn es gibt so viele Hallen, die wir noch gar nicht kennen …

STADTHALLE HOCKENHEIM (1991): In den 1990er Jahren boomte der Hockenheimring, und auch die Stadt Hockenheim spendierte sich im Zuge der 1985-99 erfolgten City-Sanierung einige feine postmoderne öffentliche Bauten. Dazu zählt insbesondere die Stadthalle – nur echt mit Zipfel!

Hockenheim, Stadthalle (Bild: AnRo0002, CC0)

WESER-EMS-HALLE OLDENBURG (1954): Eigentlich sollte sie eine Viehauktionshalle werden, die Eröffnung war im September 1954. Bald sollten allerhand Veranstaltungen hier stattfinden, und so wurde sie um eine ganze Reihe größerer Hallen erweitert. Das Entree des zum Messegelände gewachsenen Komplexes bildet immer noch der kühn geschwungene Wirtschaftswunder-Bau, heute unterm Namen Kongresshalle. Noch, denn er ist abrissgefährdet!

Oldenburg, Kongresshalle (Bild: Anaconda74, CC0)

LAUSITZHALLE HOYERSWERDA (1977-85): Nicht nur für Fans von Andy Borg ist der Spätmoderne-Bau in “Hoywoy” ein Genuss. Bis 1992 hieß er Haus der Berg- und Energiearbeiter und war das Kulturhaus des Gaskombinats Schwarze Pumpe. Das Projekt wurde als “Schwarzinvestition” außerhalb der volkswirtschaftlichen Gesamtplanung und Bilanzierung realisiert, so kam es zur außergewöhnlich langen Bauzeit.

Hoyerswerda, Lausitzhalle (Bild: SeptemberWoman, CC BY-SA 3.0)

KULTUR- UND KONGRESSCENTRUM ROSENHEIM (1982): Der kulturelle Mittelpunkt des Alpenvorlands? Vielleicht schon, das KU’KO bietet jedenfalls Halle, Sääle, Büroräume und alles, was das Veranstalterherz begehrt. Und wenn Sie die Augen ganz fest zusammenkneifen, erkennen Sie am dritten Fenster von rechts Stefan Derrick und Harry Klein…

Rosenheim, Kultur- und Kongresscentrum, Außenansicht mit Haupteingang (Bild: Tdema, CC0)

STADTHALLE Memmingen (1983/84): Die Gemeinde selbst bewirbt den Standort dieses Dach-Kunstwerks als “im Herzen der Altstadt”. Das hinreißende Balkenmikado setzt sich im Inneren fort, und wir hoffen, dass sich auf ewig kein Holzwurm ins Allgäu verirren möge.

Memmingen, Stadthalle (Bild: Dguendel, CC BY 3.0)

STADTHALLE CHEMNITZ (1969-74): Das damalige Karl-Marx-Stadt war auf dem Weg zur sozialistischen Metropole. Die stylishe Halle mit dem angeschlossenen Hotel erinnert an die großen Zeiten – mit eigener Größe: Der ganze Komplex ist mit geradezu begnadeter baubezogener Kunst dekoriert, weit hinaus über die Formsteine. Außerdem verfügt die Halle über eine eigene Orgel!

Chemnitz, Stadthalle (Bild: Reinhard Höll, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

STADTHALLE BIELEFELD (1990): Es durfte groß werden, und so hat die Stadt Bielefeld das Büro Gerkan, Marg und Partner engagiert, um eine Multifunktionshalle in bester Lage direkt am Hauptbahnhof zu errichten. Es durfte im Detail ruhig ein bisschen überkandidelt werden, und das wurde auf höchstem Niveauerreicht. Man kann nach 33 Jahren noch immer über den gestalterischen Mut staunen, den Stadtverwaltungen einst aufbrachten.

Bielefeld, Stadthalle (Bild: Presse Stadthalle Bielefeld, CC BY-SA 3.0)

KULTURHAUS EICHSFELD HEILIGENSTADT (1960-64): Die letzten neoklassizistischen Kulturtempel waren gerade erst eingeweiht, als das topmoderne “Kreiskulturhaus Dr. Theo Neubauer” errichtet wurde. Neben den unmittelbaren Vorgängern wirkt es wie von einem anderen Stern – und ist auch heute noch sehr, sehr ansehnlich. Kein Wunder, es steht bereits seit 1980 unter Denkmalschutz.

Heiligenstadt, Eichsfelder Kulturhaus (Bild: RossKur, CC BY-SA 4.0)

STADTHAUS RHEINBERG (1979-81): Rathaus und Stadthalle in einem – das ist bis heute eine beliebte Kombination. So kunstvoll wie in Rheinberg wurde sie freilich selten umgesetzt. Der Entwurf des (fast noch) Prä-Pomo-Baus stammt von Gottfried Böhm.

Rheinberg, Stadthaus (Bild: Carschten, CC BY-SA 4.0)

CHEMNITZ, KULTURPALAST RABENSTEIN (1949-51): Zweimal Chemnitz, ist das fair? Nun ja, wie gesagt, diese Auswahl ist streng objektiv… Das Kulturhaus der Wismut AG ist der erste nach sowjetischen Vorbild gebaute Kulturpalast der DDR – und wurde als solcher bereits 1967 wieder geschlossen. Die moderne Stadthalle (siehe oben) bracchte mehr internationales Flair.

Chemnitz, Kulturpalast Rabenstein (Bild: Kolossos, CC BY-SA 3.0


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Bonusbeitrag

Inhalt

LEITARTIKEL: Kultur als Vermächtnis

LEITARTIKEL: Kultur als Vermächtnis

Till Schauen über seine Tante, eine ganz bestimmte Stadthalle – und darüber, wieso beide stellvertretend für eine ganze Epoche stehen.

FACHBEITRAG: Avantgarde, volkstümlich

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Zwischen Totaltheater und Totalsanierung: Daniel Bartetzko über die denkmalgeschützte Stadthalle Hattersheim.

FACHBEITRAG: Die Akropolis von Rüdersdorf

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Danuta Schmidt über eine neo-neoklassizistische Zeitkapsel – das Kulturhaus Rüdersdorf.

FACHBEITRAG: Eine Vergangenheit, eine Zukunft?

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Polina Gundarina über die Geschichte russischer Kulturhäuser und ihrer DDR-Pendants nach 1990/91.

PORTRÄT: Feste Feiern in Freiburgs Festhalle

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Maximilian Kraemer über die gesperrte Stadthalle Freiburg.

FOTOSTRECKE: Die Topmodels unter den Kulturhäusern

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Wir zeigen unsere liebsten Stadthallen – in einer natürlich völlig objektiven Auswahl!

INTERVIEW: "Denkmalwürdig, aber nicht denkmalgeschützt"

INTERVIEW: “Denkmalwürdig, aber nicht denkmalgeschützt”

Inga Soll, Heiko Sasse und Matthias Kraemer im Gespräch über die Sanierung der 1964 eröffneten Stadthalle Göttingen.

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